Zwei Gemälde Martin Fabers wiederentdeckt

Tobias heilt die Blindheit des Vater – dieses Gemälde, das im italienischen Kunsthandel auftauchte, konnte Annette Kanzenbach eindeutig dem Martin Faber zuordnen.

Kunsthistorikerin Dr. Annette Kanzenbach wurde in Italien und Esens fündig

Emden. Die Kunsthistorikerin Dr. Annette Kanzenbach, Kuratorin der Gemäldeabteilung im Ostfriesischen Landesmuseum, hat zwei Gemälde dem Emder Barockmaler Martin Hermann Faber (1587 bis 1648) zuordnen können. Darüber berichtet sie in einem Aufsatz in der Festschrift für den ehemaligen Direktor der Ostfriesischen Landschaft, Dr. Rolf Bärenfänger.

Das eine Gemälde kommt aus dem italienischen Kunsthandel und wurde dem Ostfriesischen Landesmuseum Emden angeboten, das andere entdeckte sie in der St. Magnus-Kirche in Esens. Obwohl beide Bilder nicht datiert sind, konnte sie die Darstellungen dem Werk des Emder Malers, Architekten, Kartografen und Ratsherr Martin Faber zuordnen. Das eine sieht Annette Kanzenbach als Frühwerk an und datiert es um 1615, für das andere wird 1640 als Entstehungsdatum notiert.

Das Abendmahl – Gemälde auf einem Altarbild in der St. Magnus-Kirche in Esens. Annette Kanzenbach hat es aufgrund stilistischer Kriterien als ein Werk des Martin Faber erkannt.

Die Wiederentdeckungen seien für das Verständnis des Werdegangs Martin Fabers wichtige Meilensteine, kommentiert Annette Kanzenbach. Das späte Werk zeige ihn als Maler, der auch im Alter noch gefragt gewesen sei und „dabei hohe künstlerische und intellektuelle Ansprüche aufrecht erhielt“. Das frühe Werk dokumentiere sein bemerkenswertes Können als früher Caravaggio-Nachfolger. Der Maler Caravaggio, der 1610 starb, war bekannt durch die dramatische Lichtregie in seinen Bilder. Faber folgt ihm seiner großen Italien-Reise. Nach Ostfriesland zurückgekehrt wird sie zurückgestellt zugunsten einer „gleichmäßigen Ausleuchtung der Figuren und einer ausführlicheren Schilderung von Schauplatz und Geschehen“, wie Annette Kanzenbach erläutert.

Das Frühwerk, das ein römischer Privatmann in den Kunsthandel gab, wurde 2018 von der Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung erworben. Es zeigt den jungen Tobias, der seinen Vater mit Fischgalle von seiner Blindheit heilt.

Das Spätwerk ist wohl das Mittelteil eines Altares. Es zeigt das Letzte Abendmahl, und Annette Kanzenbach ist sich absolut sicher, auch hier ein Werk Fabers vor sich zu haben. „Ein stilkritischer Vergleich mit gesicherten Arbeiten Fabers lässt … dieses Gemälde zweifelsfrei als ein Werk seiner Hand erkennen.“

Und sie ist sicher, dass sich noch weitere Werke Fabers finden lassen, weil dieser einen „individuellen künstlerischen Stil“ entwickelt habe.

Derzeit umfasst das bekannte malerische Oeuvre Fabers rund 25 Arbeiten. Dazu kommen architektonische und stadtplanerische Entwürfe sowie kartographische Arbeiten. Mit den neuerlichen Zuschreibungen kann die künstlerische Hinterlassenschaft Fabers nunmehr um zwei Exponate erweitert werden.

► Aufsatz über zwei wiederentdeckte Gemälde Martin Fabers in der Festschrift für Rolf Bärenfänger „Ostfriesland / Niedersachsenweit“, 34,90 Euro.

Aus dem Leben des Martin Faber

um 1587 – geboren in Emden
1600 – Beginn seines künstlerischen Wirkens
1611/12 – auf Reisen in Rom und Neapel
1616 – zurück in Emden
1618 – Aufnahme in die Malergilde
1630 – Colonel und noch im gleichen Jahr Präses des Collegiums der Vierziger, der obersten Vertretung der Emder Bürgerschaft
1631 – Ernennung zum Ratsherrn
1632 – Faber wird Deputierter für die gesamten städtischen Befestigungswerke
1634 – Ernennung zum Stadtbaumeister
1643 bis 1648 – Errichtung der Neuen Kirche in Emden
13. April 1648 – gestorben