Kunst bekommt maximale Förderung für Restaurierung historischer Gemälde
Gerechtigkeitsbilder im Landesmuseum können dank der Siemens Kunststiftung saniert werden
Emden. Zwei bedeutende Gemälde, die 1576 zur Ausstattung des Emder Renaissance-Rathauses angeschafft wurden und die heute zum festen Bestand der Gemäldeabteilung im Ostfriesischen Landesmuseum gehören, können restauriert werden. Das teilte die Kuratorin der Abteilung, Dr. Annette Kanzenbach, auf Anfrage mit.
Einem entsprechenden Antrag bei der Ernst von Siemens Kunststiftung wurde demnach in vollem Umfang entsprochen. Das bedeutet eine Förderung in Maximalhöhe von 25 000 Euro. Die weiteren Kosten – die Restaurierung der beiden großformatigen Bilder, die Johannes Vorhagen im 16. Jahrhundert malte, ist insgesamt mit rund 32 000 Euro veranschlagt – will die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer übernehmen. Der Vorsitzende der Gesellschaft, Dr. Reinhold Kolck, spricht mit Blick auf die Möglichkeit, die Restaurierung nun zu realisieren, von einer „erfreulichen Mitteilung“. Annette Kanzenbach konstatiert: „Das Ja der Stiftung zur Förderung kam wie gerufen.“
Die Zustimmung sei innerhalb eines Tages in Emden eingegangen. „Das ging so schnell, weil es sich um ein Notprogramm handelt, das die Kunststiftung aufgelegt hat, um freiberuflichen Restauratoren und Restauratorinnen Arbeit zu beschaffen“, erklärt Annette Kanzenbach, die seit 15 Jahren nach Wegen gesucht hat, die beiden Bilder in einen ansehnlichen Zustand zurückzuführen.
Da das Ostfriesische Landesmuseum seit langem mit zwei Dresdener Restauratorinnen zusammenarbeitet, die zudem die Emder Sammlung genau kennen, fiel die Wahl auf Sybille Kreft und Uta Matuschek, die große Projekte üblicherweise im Team bearbeiten. Die beiden sind mit dem Auftrag sehr zufrieden: „Die Förderung ist eine wunderbare Unterstützung sowohl für die kleineren Museen und Kulturdenkmäler als auch für uns Restauratoren, deren Arbeit in dieser angespannten Zeit damit eine Würdigung erfährt.“
Beide Gemälde wurden auf einen Leinwanduntergrund gemalt. Das eine zeigt mit dem „Urteil des Salomo“ ein klassisches Thema zur allegorischen Darstellung von weiser Regierung, wie Annette Kanzenbach befindet. Das andere stellt eine Szene aus dem Alten Testament dar: die Erlösung vom quälenden Durst, nachdem Gott dem Mose die Fähigkeit verliehen hatte, das rettende Wasser aus dem Felsen zu schlagen. Es ist unsigniert, weil Johann Vorhagen während der Ausführung der Malerei 1576/77 verstorben sein soll.
Das Motiv dieses Gemäldes schlägt einen inhaltlichen Bogen zu den für ihren Glauben geflohenen und in Emden angekommenen niederländischen Flüchtlingen. „Damit erzählt es ein Stück Migrationsgeschichte in Emden“, verweist die Kuratorin und urteilt: „Zusammen mit den großformatigen Glasfenstern und den beiden späteren Gerechtigkeitsbildern, die Martin Faber 1617 anfertigte, bilden die Gemälde von Vorhagen ein einmaliges Ensemble frühneuzeitlicher Rathausausstattung im Nordwesten.“
Die Ernst Siemens Kunststiftung hatte das Ostfriesische Landesmuseum schon einmal unterstützt, indem sie 2005 die Kosten für die Renovierung eines der historischen Glasfenster trug.
Über den Maler der Gerechtigkeitsbilder, Johannes Vorhagen, ist so gut wie nichts bekannt. In einem Aufsatz aus dem 19. Jahrhundert wird vermutet, dass er in Emden gelebt und gearbeitet haben muss. Weitere biographische Angaben, selbst das genaue Geburts- und Sterbedatum, sind nicht überliefert. Dass er vor Verkauf des Mose-Gemäldes verstorben sein muss, geht aus einem Hinweis hervor, dass dieses Gemälde von den Erben verkauft wurde.