Museumspädagogik erprobt „Die Dinge des Lebens“

Förderpreis der VGH-Stiftung 2020 wurde dem Ostfriesischen Landesmuseum überreicht

Emden. Inspiriert von dem französischen Film „Die Dinge des Lebens“ hat die Museumspädagogin am Ostfriesischen Landesmuseum, Ilse Frerichs, ein Projekt entwickelt, das um Vergänglichkeit, Trauer und Tod kreist und das sowohl innovative, integrative, generationenübergreifende wie auch museale Aspekte umgreift. Dafür hat die VGH-Stiftung den Förderpreis Museumspädagogik 2020 überreicht, der wegen der Pandemie ein Jahr verspätet verliehen wurde. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.

Große Freude über die Projektfinanzierung: Kerstin Rogge-Mönchmeyer, Ilse Frerichs und Ralf Wagemann von der VGH. Bild: OLME

Ilse Frerichs konnte eine Reihe von Einzelpersonen und Einrichtungen miteinander vernetzen, um ihre Idee zu konkretisieren. Entstanden ist ein vielschichtiges Geflecht von ineinandergreifenden Prozessen. Diese beginnen mit reformierten Konfirmanden aus dem Bezirk Neue Kirche, die sich mit dem Wert des einzelnen Augenblicks beschäftigen, indem sie einen Friedhof und das Emder Hospiz Stiftung Isensee besuchen.

Im Magazin des Landesmuseums sollen sie dann die Nutzung der Datenbank trainieren und die Arbeit im Magazin kennenlernen. Aus dem Fundus dürfen sie sechs Objekte auswählen, die sie in besonderer Weise berühren und „Lebensmomente früherer Generationen vermitteln“, wie Ilse Frerichs sagt. Sodann sollen die Konfirmanden einen Brief mit ihren Gedanken zu den ausgewählten „Dingen des Lebens“ schreiben. Objekt und zugehöriger Brief werden in einen Koffer gelegt. In sechs monatlich stattfindenden Teerunden im Hospiz wird jeweils ein Koffer geöffnet, und das Objekt begutachtet. Ilse Frerichs: „Es entsteht Raum für Eindrücke, Erinnerungen und für einen Austausch von Gedanken und Empfindungen.“ Das Gespräch, das von Ehrenamtlichen sowie Pastorin Etta Züchner begleitet wird, endet mit dem Verlesen des beigelegten Briefes. Er kann von den Teilnehmern der Runde beantwortet werden.

Dabei geht es der Museumspädagogin mit Blick auf die Menschen im Hospiz nicht um therapeutische Belange, sondern zuförderst um kulturelle Interaktion.

Die Objekte werden später ausgestellt, das gesamte Projekt in einer Broschüre „Brief an einen Gast“ dokumentiert. Ziel in zwei Richtungen ist es dabei – zum einen die Aufmerksamkeit für die Arbeit im Hospiz zu stärken und zum anderen Multiplikatoren für das Museum zu schulen.

Ilse Frerichs dankte für die „wichtige Würdigung“, die kommissarische Direktorin des Landesmuseums, Kerstin Rogge-Mönchmeyer, sprach von einem „wichtigen Thema“, an das auch Kinder und Schüler herangeführt werden müssten. Ralf Wagemann, VGH-Regionaldirektor, lobte das Projekt, das museale Inhalte mit existentiellen Fragen verknüpfe.

Beteiligt sind an der Entwicklung und Begleitung des Projektes: Stefan Kramer vom Kreisverband Emden des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Pastorin Etta Züchner, Museumslehrerin Franziska Petzold, Gabriele Mälzer vom Förderverein Hospiz in Emden, Ostfriesland e.V. sowie Evelina Peuser-Broeker, Museumspädagogin und Kunstwissenschaftlerin. wag