Gekrönte Rose aus dem 17. Jahrhundert

Der Archäologische Dienst der Ostfriesischen Landschaft veröffentlicht jeden Monat ein besonderes Fundstück. Dieses Mal: ein Löffel aus Zinn aus dem 17. Jahrhundert. Fundort: Groß Faldern in Emden.

Von Agathe Palka

In einem Kellerbereich in Groß Faldern gefunden: ein Zinnlöffel. Bild: OL

Emden. Bei einer archäologischen Untersuchung im Vorfeld eines Neubauvorhabens in Groß Faldern wurden die Archäologen 2018 fündig, als Mauern und Pflasterungen von bürgerlichen Wohnhäusern freigelegt wurden. In einem Bereich, der vermutlich zu einem Kellerraum des Hauses gehörte, kamen die Überreste von drei Holzfässern aus verschiedenen Bauphasen zu Tage. Der vollständig erhaltene Zinnlöffel stammt aus einer Kleischicht über einem der Fässer.

Form und Größe des Zinnlöffels weisen auf eine Datierung in das 17. Jahrhundert hin.

Der Löffel misst in der Länge 16,9 Zentimeter. Der facettierte Stiel hat ein verdicktes Ende und einen runden bis ovalen Querschnitt. Ein weiteres besonderes Merkmal ist die filigrane Gravur – die Zinnmarke – am oberen Ende der tropfenförmigen Laffe. Sie zeigt eine Rose mit drei Lagen von Blütenblättern, die wiederum aus fünf Blüten gebildet werden. Sie trägt eine Krone, die allerdings durch Korrosion stark beschädigt und somit nicht vollständig zu erkennen ist. Die Krone ist an den Rändern mit einem Pünktchendekor verziert. Innerhalb der Krone ist auf der rechten Seite der Buchstabe „T“ schwach zu sehen.

Zinnmarken geben Aufschlüsse über die Qualität, den Hersteller oder die Herkunft des Produktes. Die Rose weist auf eine Herkunft im ostfriesischen Raum und im niederländischen Küstenbereich hin. Die Rose erinnert an das Wappen des englischen Herrscherhauses im 15. Jahrhundert und wurde zunächst in den Niederlanden als Symbol für das feine, englische Zinn übernommen. Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts wurde sie auch in Ostfriesland gebräuchlich. Die Krone kennzeichnet ebenfalls die Qualität des Zinns.

Bei der Produktion von Zinngeräten wurde aus Kostengründen häufiger Blei beigemengt. Je höher der Bleianteil, desto giftiger und unreiner war das Zinnprodukt. Erzeugnisse von hoher Qualität wurden mit Kronen markiert. Der Buchstabe „T“ ist dabei ein Teil der Initialen des Meisters, der den Zinnlöffel angefertigt hat.

Gekrönte Rosen sind im ostfriesischen Raum geläufig und gehören zu den am häufigsten auftretenden Symbolen. Durch die Zinnmarke kann das Fundstück zeitlich näher bestimmt werden und datiert in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Damit fällt er in die Blütezeit der Zinngeräte.

Der Stiel des Löffels war verbogen und da es sich in erster Linie um einen Gebrauchsgegenstand handelte, wurde er vermutlich wegen dieser Deformierung einfach entsorgt.