Die vier Lebensalter

Das Projekt „Kunst am Bau“ zur Unterstützung bildender Künstler gibt es schon seit 1919. Im Jahr 1950 sprach sich der Deutsche Städtetag dafür aus, bei allen Bauaufträgen des Bundes grundsätzlich einen Betrag von mindestens ein Prozent der Bauauftragssumme für Kunst zu investieren. Auch in Emden verfuhr man so. Diese Serie stellt einige der künstlerischen Ideen, die umgesetzt wurden, vor.

1. Teil: Kunst am Außenbau der ehemaligen Schule Neue Heimat

Links; im Eingangsbereich der heutigen Förderschule, der ehemaligen Schule Barenburg, steht die massige Säule, auf der die Darstellungen der Lebensalter zu sehen sind. Bilder. Wagner

Von Ina Wagner

Emden. Im März 1952 beschäftigt sich der Bauausschuss der Stadt Emden mit einem Kunstprojekt für die gerade im Bau befindliche Schule Neue Heimat. Man möchte auch hier „Kunst am Bau“ umsetzen. Vier Prozent der Bausumme, so erklärt der damalige Stadtamtmann Alfred Langeheine (1907 bis 2001) den Mitgliedern des Ausschusses, wolle man anlegen. Und er stellt ihnen auch gleich eine Idee vor, was man an dieser Schule, die direkt neben der katholischen Kirche St. Walburga liegt, für ein Konzept umsetzen wolle: eine Gestaltung der Ecksäule am Eingang.

Die Säule soll mit vier Kunststeinplatten versehen werden, die wiederum in „konturierten Flachreliefs“ die vier Lebensalter abbilden. Die Vierzahl der Lebensalter ist ein antikes Motiv, das der griechische Pythagoras (570 bis 510 vor Christus) modellhaft entwickelte. Es teilt das menschliche Leben – parallel zu den vier Jahreszeiten – in die Abschnitte: Jugend und Kindheit, Zeit des Erwachsenseins, Zeit der Reife und das Alter ein.

Mit einfachen Konturen klar herausgearbeitet: das Mädchen mit
Sandeimer und Schaufel aus dem Stadium „Kindheit und Jugend“.

Diese vier Lebensstadien sollten also auf der Säule abgebildet werden. Für die Mitglieder des Bauausschusses sind die Kosten des Projektes wichtig, dessen Ideengeber der Auricher Bildhauer Friedrich Büschelberger (1904 bis 1990) ist. Und der hat die Materialkosten mit 800 Mark angegeben. Das Modell soll von dem Emder Steinmetz Berthold Scharf umgesetzt werden, der die Arbeit auf 720 Mark taxiert. Insgesamt soll die künstlerische Aufwertung also 1520 Mark kosten.

Ausschnitt aus dem zweiten Stadium „Zeit des Erwachsenseins“

Allerdings hat Büschelberger dem Ausschuss noch einen zweiten Vorschlag ans Herz gelegt. Die Ecksäule könnte auch mit kleineren Platten aus farbigem Steinguss in plastisch-figürlicher Gestaltung umkleidet werden. Kosten für dieses Konzept: 1700 Mark.

Auschnitt aus dem Stadium „Zeit der Reife“

Der Ausschuss entscheidet sich schließlich einstimmig für Vorschlag eins. Die gewählte Form des Flachrelief bringt es allerdings mit sich, dass die Figuren nur schwach zu erkennen sind. Es handelt sich pro Pfeiler-Seite um Menschenbilder, die in stilisierten Konturen dargestellt sind. Um die Lebensalter eindeutig zu kennzeichnen, hat der Künstler Attribute gewählt, die den Figuren zugeordnet sind. So steht neben einem Kind ein Sandeimer, eine alte Frau hält einen Stock in der Hand.

Viertes Stadium. die Mühsal des Alters


Schule Neue Heimat
Grundstück: 3000 Quadratmeter, durch Grundstückstausch von der katholischen Gemeinde erworben.
Erster Schul-Neubau nach dem Wiederaufbau der Wallschule
Grundsteinlegung: 29. Juni 1951
Richtfest: 16. November 1951
Eröffnung: 1952
Kosten: rund 700 000 Mark