„Mit Sachkenntnis und Empathie“

Landesarchiv gibt Buch zum 75. Geburtstag von Niedersachsen heraus

Von Ina Wagner

Aurich / Hannover. Zum 75. Geburtstag des Landes Niedersachsen am 1. November des Jahres hat das Niedersächsische Landesarchiv in Hannover ein Buch herausgegeben, das in 75 ausgewählten Dokumenten Einblicke in die Historie des Landes gibt. Jetzt wurde der 400-seitige, in Leinen gebundene Band im Rahmen einer virtuellen Veranstaltung – auf Einladung von Ministerpräsident Stephan Weil – vorgestellt. Dabei gab es von Weil lobende Worte über das Konzept, aber auch über die Durchführung des Vorhabens. Es sei die schwierige Aufgabe gelungen, Geschichte in Geschichten zu erzählen, betonte Weil. Zudem seien die Texte so geschrieben, dass es Vergnügen bereite, sich in das Buch zu vertiefen.

Die eigentliche Buchvorstellung übernahm Dr. Henning Steinführer, Vorsitzender der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen. Da sei „mit Sachkenntnis und Empathie“ ausgewählt und präsentiert worden, lobte dieser die Arbeit der Herausgeber und der Autoren. Diese 41 Autoren hätten in den kurzen, vier bis sechs Seiten umfassenden Texten keine Geschichte des Landes geschrieben, wohl aber durch die Auswahl der Dokumente ein facettenreiches Bild Niedersachsens entworfen.

Den drei Herausgebern Dr. Sabine Graf, Dr. Gudrun Fiedler und Dr. Michael Hermann, alle drei selber auch als Autoren eingebunden, fiel dabei die Aufgabe zu, aus einem großen Pool von Vorschlägen auszuwählen, was letztlich im Buch erscheinen sollte. Das Ergebnis aus ostfriesischer Sicht: Beiträge über das Dollarthafen-Projekt, die Selbsthilfegemeinschaft „Torfaktion“, den Kampf einer Bürgerinitiative um den Erhalt der Leeraner Altstadt. Es geht um frühe Ansätze zur Windenergie-Nutzung, um den Nationalpark Wattenmeer oder um die Aufnahme der vietnamesischen Boat-People in Norddeich.

Genauso facettenreich und bunt ist das thematische Angebot der anderen Aufsätze. Es bewegt sich, wie Steinführer ausführte, zwischen Gesellschaft und Politik, Kultur und Natur, Bildung und Wirtschaft. Kurz: Es deckt ein breites Spektrum ab – und das in Dokumenten, die bisher wenig oder gar nicht in der Öffentlichkeit standen. Dazu gehören: das sogenannte Kopf-Gutachten, das am Beginn der Gründung des Landes Niedersachsen steht; um die Frage, wie die ersten Kommunalwahlen 1946 durchgeführt wurden, um die Ausstellung „Stadt im Wandel“, die 1985 dazu beitragen sollte, das Wir-Bewusstsein im Lande zu stärken. Es geht um Entnazifizierung und Prozesse gegen Nationalsozialisten, um den Aufbau der Gedenkstätte Bergen-Belsen; Das Thema Flucht und Migration wird unter Einbeziehung von Einzelschicksalen näher gebracht. Es geht um die „Bäderkrise“ im Harz in den 90er Jahren, um den Jade-Weser-Port, um die Sturmflut von 1962 und um den Radiosender Freies Wendland.

In einer anschließenden, ebenfalls virtuellen Gesprächsrunde fasste Sabine Graf noch einmal das grundsätzliche Anliegen der Herausgeber zusammen: Man habe kleine Geschichten anhand von Objekten aus den niedersächsischen Archiven erzählen wollen und habe diese für einen breiten Leserkreis aufgeschrieben – unterhaltsam, aber fachlich fundiert.


► „75 Jahre Niedersachsen. Einblicke in seine Geschichte anhand von 75 Dokumenten“, 408 Seiten, erschienen im Wallstein Verlag Göttingen, gefördert von der Stiftung Niedersachsen. Das Buch kostet 29,90.

Stichwort: Das Niedersächsische Landesarchiv
Das Niedersächsische Landesarchiv ist eine Landesoberbehörde im Geschäftsbereich der Niedersächsischen Staatskanzlei. Es beherbergt in seinen Abteilungen Aurich, Bückeburg, Hannover, Oldenburg, Osnabrück, Stade und Wolfenbüttel fast 100 laufende Kilometer Archivgut aus fast 1200 Jahren.