Aus dem Dunkel ans Licht

Im Rahmen einer Sonntagsmatinée in der Johannes a Lasco Bibliothek wurde am Sonntag die Ausstellung „Die „Emder Synode von 1571 – Kontexte – Akteure – Kulturtransfer“ per Live-Stream eröffnet.
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Von Ina Wagner

Emden. Die Musik – 17. Jahrhundert. Die Ausstellung – 16. Jahrhundert. Merkmale für beide: Opulenz der Ausdrucksmittel, Dynamik in den historischen Entscheidungen, Spannung in den musikalischen Formen.

Die Aussage des Kurtors der Johannes a Lasco Bibliothek, Dr. Klaas-Dieter Voß, dass bezüglich der Emder Synode von 1571, die zur Gründung der protestantischen Kirche der Niederlande führte, „vieles im Dunkeln“ liege, spiegelte sich kongenial in der Musik – trotz des Jahrhunderts dazwischen.
Denn die Alte Musik des Barocks suggeriert – bei kleiner Besetzung – manch mysteriöse Potentiale in ihrem affektvollen Ausdruck, der reichen Figurenführung, in ihrer machtvollen Rhetorik. Für den heutigen Hörer liegt auch da „vieles im Dunkeln“ und schillert durch die Jahrhunderte.

Kleines Ensemble – große Wirkung, Julia Krikkay (Barockvioline), Csenge Orgovan (Barockvioline), Claas Harders (Viola da gamba), Barbara Hartrumpf (Barockcello) und Fernando Olivas (Theorbe) sowie Vilma Pigagaitė (Sopran).

Um Geheimnisse zu lüften und aus dem Dunkeln ans Licht zu bringen, hat Klaas-Dieter Voß alle Hebel in Bewegung gesetzt (dazu der KiE-Vorbericht zur Ausstellung „Alles geheim!“)
Dennoch bleiben Fragen offen, da es kaum originale Fakten gibt und die Arbeit der Synode sich heute nur noch in Briefen und Protokoll-Abschriften als Abglanz zu erkennen gibt.

Dass die Emder Synode letztlich mit der Hoffnung verbunden war, sich einen Ausweg aus der „babylonischen Gefangenschaft der Kirche“ zu bahnen, hob der Evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher nachdrücklich hervor. Er verwies damit auf die vielschichtigen Auswirkungen der Reformation, die zwar Chancen, aber auch Risiken und Nebenwirkungen in sich barg, zumal die Verquickung von Religion und Machtpolitik zu Unterdrückung und Vereinzelung führte.

Und so seien es denn auch Einzelgemeinden von Glaubensflüchtlingen und Gemeinden unter dem Kreuz gewesen, die gegensteuern und sich als Gemeinschaft verstanden wissen wollten, betonte Heimbucher.
Die Idee dazu kam nicht aus den Niederlanden, sondern aus der Pfalz. Von hier aus wurden die ersten Versuche unternommen, eine Synode ins Leben zu rufen – in Emden, Frankenthal oder Siegen, sagte Voß in seiner Einführung. Dass es schließlich Emden wurde, habe an mehreren Faktoren gelegen – sicherer Hafen, massive Befestigung der Stadt, Aufrüstung bei den Waffen – ein Teil der Ausstellung zeigt dann folgerichtig eine Anzahl der damals gebräuchlichen Kampfgeräte.

Buchgeschenk für Kirchenpräsident Dr. Martin Heimbucher, überreicht durch Dr. Kęstutis Daugirdas und Gerhard Plenter.

Und so verknüpfen sich in der Ausstellung religiöse und alltägliche, handwerkliche und kaufmännische, kulturhistorische und drucktechnische sowie künstlerische Aspekte einer Zeit, die jetzt 450 Jahre zurück liegt.

► Die Ausstellung „Die „Emder Synode von 1571 – Kontexte – Akteure – Kulturtransfer“ ist bis zum 7. November zu sehen. Öffnungszeiten: montags bis freitags, je 14 bis 17 Uhr, zu den jeweils gültigen behördlichen Anordnungen.

► Die Sonntagsmatinée wurde gesungen und gespielt von Vilma Pigagaitė (Sopran), Julia Krikkay (Barockvioline), Csenge Orgovan (Barockvioline), Claas Harders (Viola da gamba), Barbara Hartrumpf (Barockcello) und Fernando Olivas (Theorbe).

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► Im Anschluss an die Veranstaltung wurde Martin Heimbucher von dem wissenschaftlichen und dem kaufmännischen Direktor der Bibliothek geehrt. Privatdozent Dr. Kęstutis Daugirdas und Gerhard Plenter überreichten ein Buchgeschenk. Anlass sei der Einsatz Heimbuchers für die wissenschaftlichen Anliegen der Bibliothek. Der Kirchenpräsident tritt in den Ruhestand.