Zwei neue Gemälde von Backhuysen für Emden
Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung finanzierte beide Ankäufe und stellt sie nun als Leihgabe zur Verfügung
Von Ina Wagner
Emden. Gleich zwei Gemälde des Marinemalers Ludolf Backhuysen (1630 bis 1708) sind als Neuzugänge in der Johannes a Lasco Bibliothek und dem Ostfriesischen Landesmuseum vorgestellt worden. In der Bibliothek ist ab sofort das großformatige Seestück „Christus im Sturm auf dem See Genezareth“ von 1704 zu sehen. Im Landesmuseum handelt es sich um ein Frühwerk, datiert um 1665, das als „Genre-Szene an der Nordseeküste“ künftig die dortige Sammlung mit Werken des berühmten, gebürtigen Emder Künstlers erweitern wird. Beide Gemälde wurden durch die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung angekauft, die sie den Emder Einrichtungen als Leihgabe zur Verfügung stellt.
Die „Sturmstillung“, ein Bild mit den Maßen 1,80 mal 1,20 Meter, bot der Amsterdamer Kunsthändler Rob Kattenburg an. „Dynamik und Ausdruckskraft des Gemäldes illustrieren die unerschütterliche Glaubensstärke Christi in einer Situation größter Bedrohung durch ungebändigte Naturgewalten“, heißt es dazu in einer Expertise von Dr. Klaas-Dieter Voß, Syndikus der Stiftung. Dem gegenüber ist das kleinformatige Genre-Bild inhaltlich wie malerisch ruhiger gehalten. Es zeigt das Verladen von Fässern auf kleinere Boote, wohl eine Proviantlieferung für Großsegler, die man im Hintergrund auf Reede liegen sieht, so liest es jedenfalls die Kuratorin des Landesmuseums, Dr. Annette Kanzenbach, aus dem bildlichen Geschehen ab. Kleinformatige Gemälde wie dieses würden damals ihre Liebhaber gefunden haben, „erzählen sie doch in malerisch-dramatischer Weise ein Stück Alltagsgeschichte der Menschen im niederländischen 17. Jahrhundert.“
Die Genre-Szene, so erklärte Dr. Claas Brons, Vorsitzender der Doornkaat-Stiftung, sei noch auf Betreiben des vormaligen Syndikus Dr. Walter Schulz (verstorben 2019) aus dem Züricher Kunsthandel erworben worden. Es lassen sich für dieses Stück keine Vorbesitzer ausfindig machen.
Die „Sturmstillung“ hingegen kann man bis 1794 zurückverfolgen. Einer der Vorbesitzer war Charles August Louis Joseph, Duc de Morney, der es 1865 in Paris verkaufte. Zuletzt wurde es 2000 in London an eine private Sammlung verauktioniert. Zu sehen war es unter anderem 2004 in einer Ausstellung im Königlichen Palast in Amsterdam, wo die aus Greetsiel gebürtige Kunsthistorikerin Dr. Gerlinde de Beer die Schau kuratierte. Zwei Jahre später wurde es noch einmal gezeigt: auf der Kunstmesse in Maastricht. Das Gemälde gilt als sogenanntes „Masterpice“, also als ein besonders hochwertiges Gemälde Backhuysens.
Gerlinde de Beer reihe das Bild in den Typ der „Boote in einer stürmischen Brandung“ ein, heißt es in der oben erwähnten Expertise. Diesen Typus habe der Marinemaler in den 60er Jahren des 17. Jahrhunderts gestalterisch neu geprägt, ständig variiert und besonders in den 90er Jahren mit dramatischen Effekten ausgestattet, schreibt die Kunsthistorikerin in ihrer Backhuysen-Biographie. Sonnenstrahlen, die durch die dunkle Wolkendecke auf das Boot Christi und seiner Jünger fielen, lenkten nicht nur die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die Abläufe im Boot, sondern ließen das Boot mit seinen Insassen als geborgen vor den Urgewalten erscheinen.
Claas Brons betonte, dass sich die Stiftung „freue, solche Bilder kaufen zu können“. In Vorstand und Aufsichtsrat sei man da einvernehmlicher Meinung. „Ich bin dankbar, dass die Gremien mitmachen und uns freie Hand lassen.“ Generelle Richtung der Doornkaat-Stiftung sei es, Objekte von nachhaltiger Wirkung zu erwerben. Veranstaltungen würden dagegen nicht gefördert. Ausnahmen gäbe es allenfalls einmal bei der plattdeutschen Sprache.
Klaas-Dieter Voß verwies darauf, dass Backhuysen das Motiv der Sturmstillung fünf Mal gemalt habe. Drei Bilder gelten als verschollen, ein viertes, kleineres Gemälde mit demselben Thema, datiert 1695, hängt im Museum of Art in Indianapolis in den USA. Das fünfte befindet sich nun in Emden. Erworben wurde es für 185 000 Euro, während das kleine Genre-Bild für 29 000 Euro angekauft wurde.
Die Preisfindung sei stets ein Prozess der Abwägung, erläuterte Claas Brons. Ein gewisses Risiko berge ein solcher Ankauf immer, aber bei Kattenburg habe man sich gut aufgehoben gefühlt. Der habe aber auch sehr deutlich darauf verwiesen, dass, wenn Emden das Bild nicht erwerbe, er es für 220 000 Euro auf dem freien Markt anbieten werde.