Ein Hauch von Rom in Aurich

Aurich. Die Kirche der reformierten Gemeinde in Aurich ist die „Kirche des Monats Juli 2021“ der Stiftung zur Bewahrung kirchliche Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) geworden. Das teilt die Evangelisch-reformierte Kirche mit. Zugleich verweist sie darauf, dass das Kirchengebäude in die Jahre gekommen ist und saniert werden muss. Dafür wird die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gegründete Stiftung 15 000 Euro zur Verfügung stellen. Insgesamt schlägt die Instandsetzung, so die Gemeinde, mit rund 345 000 Euro zu Buche. Sanierungsbedürftig sei besonders das Dach, heißt es in einer Mitteilung. Es ist nicht mehr dicht, und Regen dringt ein. „Aber auch eine Entwässerung des Mauerwerks ist notwendig,“ mahnt Pastor Jörg Schmid an. Ebenso müssten die Fugen in den Wänden begutachtet und erneuert werden..

Vier dorische Säulen vor dem Haupteingang

Mit ihren vier wuchtigen dorischen Säulen am Vorbau ragt das Gebäude aus der Häuserzeile im Zentrum Aurichs heraus. Als Rundbau konzipiert, ist es der einzige klassizistische Zentralbau in der Weser-Ems-Region mit einer von acht korinthischen Säulen getragenen Kuppel. Geschaffen hat die Kirche der Auricher Kaufmann, Kupferstecher und Architekt Conrad Bernhard Meyer (1755 bis 1830) in den Jahren von 1812 bis 1814. Initialzündung für das erste eigenen Gotteshaus der Evangelisch-reformierten Gemeinde war eine Spende von Napoleon Bonaparte. Bei seiner Fertigstellung hatte das Werk mehr als das Fünfzehnfache der napoleonischen Spende verschlungen und fast den finanziellen Ruin der Gemeinde bedeutet. Architektonisch handle es sich bei dem Gebäude um eine Kopie des Pantheon in Rom, versichert Schmid. Von den Fenstern bis zur Kuppel spüre man, dass das Gebäude aus einem Guss geplant worden sei.

Wie kam es zum Bau? Im 17. Jahrhundert lebten zunächst nur wenige Reformierte in Aurich. Gottesdienste wurden in Privathäusern gefeiert. Erst nachdem die Gemeinde sich durch die Zuwanderung von Hugenotten aus Frankreich vergrößerte, wurde ihr die Garnison-Kirche in der Schlosswache zur Verfügung gestellt, ehe es dann zum Neubau kam. Bemerkenswert sei neben der gläsernen Kuppel in Form eines Sterns auch das kostbare Abendmahlsgeschirr in der insgesamt sehr schlicht gehaltenen Kirche. 1730 von Fürst Georg Albrecht für seine Hofkapelle beschafft, wurde das Silberzeug 1855 per Kabinettsorder durch König Georg V. vom hannoverschen Königshof übertragen. Es ist heute im Historischen Museum der Stadt ausgestellt und wird gleichwohl zur Feier des Abendmahls verwendet

Angesichts der historischen Dimension, die die Kirche also darstelle, habe die Gemeinde nicht lange überlegt, als es um eine Sanierung ging. Denn die „Schönheit in der Kirchstraße“ verzeichne nicht nur überdurchschnittliche Nutzung durch Kirchgänger. Darüber hinaus finden sich regelmäßig auch viele Besucher ein.

Die Gemeinde hat selber kräftig dazu beigetragen, dass die Sanierung nunmehr stattfinden kann. Neben vierstelligen Geldsummen, die durch freiwillige Gemeindebeiträge zusammenkamen, werden auch Hand- und Spanndienste angeboten. Weiteres Geld soll durch ein Gemeindefest zusammenkommen, wenn die Pandemie das zulässt. Zudem hat der Maler und Grafiker Bodo Olthoff Hilfe angeboten. Er möchte einige seiner Arbeiten zur Versteigerung geben. Jörg Schmid ist davon begeistert: „Es ist natürlich großartig, wenn man so jemanden als Unterstützer hat“.

Acht korinthische Säulen tragen die Kuppel von innen. Bilder: Gemeinde/Jörg Schmid