Per Handschlag wurde das Steinhaus zur Kultur-Oase

Von Ina Wagner

Greetsiel. Mit einem kleinen Fest im Garten ist am Sonnabend das Greetsieler Steinhaus vor geladenen Gästen eröffnet worden. Wegen der Pandemie gab es kein Haus der offenen Tür. Das sei – trotz der aktuellen Inszidenzwerte – als zu heikel beurteilt worden. „Denn es ist ja doch sehr eng im Haus“, meinte der Vorsitzende der Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung, Dr. Claas Brons.

Die Stiftung hatte das Haus von dem verstorbenen Greetsieler Jan Smidt geerbt und zu Ende bauen lassen (KiE berichtete). Nun wird die Ländliche Akademie Krummhörn (LAK) es mit viel Kultur füllen. „Die Kreativität der LAK kann sich hier austoben“, sagte LAK-Vorsitzender Hero-Georg Boomgaarden. Für dieses Jahr seien noch 40 Veranstaltungen geplant. Die Veranstaltungen, zu denen maximal 40 Personen kommen können, würden sich durch hohe Qualität auszeichnen.

Gespräch vor dem Kamin an einem historischen Tisch: Hero-Georg Boomgaarden und Rico Mecklenburg. Bilder: Wagner

Boomgaarden berichtete auch, wie es dazu kam, dass die LAK das Steinhaus nun als kulturellen Mittelpunkt in Greetsiel gestalten kann. Er und Claas Brons hätten sich zu einem gemeinsamen Nachdenken über die künftige Nutzung getroffen – und mit einem Mal sei die Idee da gewesen „Es gibt keinen Vertrag, nichts Schriftliches. Ein Handschlag hat gereicht.“ Boomgaarden überreichte als Gastgeschenk den Zweig eines historischen Apfelbaumes. Ein Ableger dieses „richtig großen“ Baumes soll seinen Platz im Garten des Steinhauses finden – als eine Art Gegengabe. Denn vor rund 100 Jahren hatte die Familie Brons ein Apfelbäumchen geschenkt, das 1923 im Garten des Boomgaarden’schen Elternhauses in der Krummhörn eingesetzt wurde.

Claas Brons berichtete in seiner Rede von allerhand skurrilen Ideen im Zusammenhang mit dem Haus aus dem 16. Jahrhundert. Es habe sogar den Vorschlag gegeben, hier eine öffentliche Bedürfnisanstalt einzubauen. Der Stiftungsvorsitzende bezog noch einmal sehr deutlich Position gegen den geplanten Bau von Ferienwohnungen in Form eines Bauriegels und einer Tiefgarage auf dem unmittelbar benachbarten Grundstück. Einst gehörte dies zum Gelände des Steinhauses. Jan Smidt selber verkaufte es, um Geld für den Weiterbau zu erhalten. Doch dieses Bauprojekt würde die Denkmalschutzkriterien, denen das Steinhaus unterliegt, „ad absurdum“ führen, meinte Brons und kündigte an: „Dagegen wird gekämpft!“

Adelige unter sich: Grafin Theda und Gräfin Katharina im Gespräch.

Zuvor hatte er an die historischen Fakten erinnert. Edzard, Sohn des Stammvaters Cirk, errichtete etwa in der Mitte des 14. Jahrhunderts einen viereckigen Backsteinbau auf dem höchsten Punkt des Ortes. Heute kündet nur noch ein Gewölbekeller von diesem Haus. Erst im 16. Jahrhundert wurde dann das Steinhaus errichtet. Im 15. Jahrhundert wurde zudem die Greetsieler Burg als Vierflügelanlage mit Wehrturm gebaut. Diese sei ebenso verschwunden wie die Emder Burg der Cirksena, sagte Brons, den auch genealogische Gedanken bewegten. Zusammenhänge zwischen den Familien Cirksena und Cremer, Vorfahren der Familie Brons, werde der Syndikus der Stiftung, Dr. Klaas-Dieter Voß, aufarbeiten, kündigte Brons an.

Das Steinhaus sei erst in der letzten Tagen vor der Übergab an die LAK möbliert und mit einigen Gemälden, Porzellan-Teilen und Büchern ausgestattet worden. Eigens angekauft wurde eine historische Uhr mit Spielwerk des Norder Uhrmachers Abelius. Diese konnte Kunsthändler Horst Arians (Remels) als Vermittler bei einer Auktion ersteigern. „Ein absolutes Spitzenwerk“, versichert Arians Neffe, Reiner Peppelenbosch. Dieser hatte die von Jan Smidt für die Ausstattung des Steinhauses gesammelten, historischen Stühle pünktlich zur Eröffnung wieder aufgearbeitet. Sie zieren nun den sogenannten „Saal“ im Steinhaus.

Blick ins Foyer des Steinhauses, in dem die Gäste der Eröffnung sich umsehen konnten.

Unter den Gästen befanden sich am Sonnabend auch Vertreter der am Bau tätig gewesenen Handwerker ebenso wie Ulrich Kersten von „kerstenarchitekten“, Norden, Berater Hermann Schiefer und Mitglieder des Kuratoriums der Stiftung.

Den musikalischen Anteil bestritten LAK-Geschäftsführerin Christine Schmidt und ihr Sohn Mattis Reinders mit Liedern auf hoch- und plattdeutsch. Als Gräfinnen Theda und Katharina von Schweden traten Herma C. Peters und Britta Kaufmann vor das Publikum und entführten es launig in das Ostfriesland des 15. und 16. Jahrhunderts.