„Im 10. Jahr lassen wir es richtig krachen!“

Die Gezeitenkonzerte sind trotz der Pandemie mit einer schwarzen Null durch die Zeit gekommen

Aurich. Die Pandemie und ihre Folgen haben den Veranstaltern der Gezeitenkonzerte Mehrarbeit und Mühen in vieler Hinsicht beschert. Das Festival überhaupt durchzuführen, habe Mut, logistische Meisterleistungen und Enthusiasmus gefordert. Doch letztlich sei das Ergebnis in höchstem Maße zufriedenstellend ausgefallen. Das ist das Fazit der Ostfriesischen Landschaft als Veranstalter des Sommerfestivals, das am Sonntag zu Ende gegangen war. Am Montag folgte dann die abschließende Pressekonferenz.

Der künstlerische Leiter des Festivals, Matthias Kirschnereit, und der Organisationsleiter Raoul-Philip Schmidt. Bilder: Karlheinz Krämer

Auch von den Künstlern habe es durchweg positive Rückmeldungen gegeben, berichtete der künstlerische Leiter, Matthias Kirschnereit, der am Sonntag noch selber konzertiert hatte und am Montag per Zoom aus Hamburg zugeschaltet wurde. Viele von ihnen hätten sich persönlich an ihn gewandt, um ihren Dank auszusprechen und ihre Bereitschaft zu bekunden, gerne wieder dabei zu sein. Entsprechende Rückmeldungen habe er zum Beispiel von dem Geiger Daniel Hope oder dem Hornisten Felix Klieser bekommen.

Kirschnereit verknüpfte diese zugewandten Reaktionen vor allem mit dem familiären Charakter, den das Festival nach wie vor ausstrahle, mit der sehr persönlichen Betreuung, der professionellen Durchführung und mit dem ostfriesischen Publikum, das „seine“ Künstler leidenschaftlich feiere. Das habe sich unter den Musikerkollegen offenbar herumgesprochen, denn er könne sich inzwischen vor Anfragen „kaum noch retten“. Täglich gingen allein bei ihm zwei oder drei dieser Bewerbungen ein.

Der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Mecklenburg, betonte noch einmal, dass man „in Quecks Garten“ die richtige Entscheidung getroffen habe, das Festival – wenn auch unter massiven Sicherheitsvorkehrungen – stattfinden zu lassen. Wie berichtet, hatten sich die Veranstalter mehrfach im Garten des ehemaligen Chefs der Landschaftlichen Brandkasse, Joachim Queck, zur Beratung getroffen. Dort war auch beschlossen worden, das Festival von 34 auf 18 Konzerte zu verkürzen und die Künstler zu bitten, jeweils Doppelkonzerten zuzustimmen. Das habe in jedem Fall geklappt. So sei ein wirtschaftliches Desaster abgewendet worden, und man könne nun mit einer schwarzen Null aufwarten.

Trotz aller Schutzmaßnahmen gab es doch freundliche Begegnungen vor den Gezeitenkonzerten.

Dr. Matthias Stenger, Direktor der Ostfriesischen Landschaft, betonte, angesichts der vielfältigen Unwägbarkeiten sei man ein hohes Risiko eingegangen. Aber man sei zu dem Schluss gelangt, dass die Ostfriesische Landschaft vorangehen müssen. „Wer, wenn nicht wir, soll die Kultur in Ostfriesland hochhalten.“ Die Durchführung sei hervorragend gelungen, resümierte Stenger.

Für den Freundeskreis der Gezeitenkonzerte, mittlerweile einer der Hauptförderer des Festivals, erklärte deren Vorsitzende, Heide Fritzsche, dass es trotz der pandemiebedingten Pause keine Austritte gegeben habe. Vielmehr sei es während des Festivals 2021 gelungen die Zahl der Mitglieder auf 781 zu steigern. Allein am Abschluss-Abend habe es elf Neuanmeldungen gegeben. Der Freundeskreis sei „der netteste Verein“, den sie kenne. „Wir treffen uns hier wirklich unter Freunden.“ Man werde daher auch versuchen, die gewohnten Aktivitäten wieder anlaufen zu lassen.

Der organisatorische Leiter der Gezeiten, Raoul-Philip Schmidt, betonte, dass man „wirtschaftlich glänzend“ durchgekommen sei. Bewusst habe man bei der Besetzung der Säle keine Maximalauslastung angestrebt, obwohl man deutlich mehr Besucher hätte einlassen dürfen. Die Mehrarbeit sei erheblich gewesen, da man zeitgleich mit dem Ticketverkauf, den Hygienekonzepten und der Rückabwicklung der bereits 2020 verkauften Tickets beschäftigt gewesen sei. Dabei habe sich im übrigen gezeigt, dass zahlreiche Kartenkäufer auf eine Rückerstattung des Geldes verzichtet hätten, was zusätzlich dazu beigetragen habe, das Festival finanzierbar zu machen.

Thomas Weiß, derzeitiger Vorstandsvorsitzender der Brandkasse, bedauerte die Künstler, die vor halbleeren Rängen spielen mussten – und das zweimal nacheinander. Doch Matthias Kirschnereit konnte ihn beruhigen. Für die Künstler entwickle sich an einem solchen Abend mit doppeltem Programm „etwas Rauschhaftes“. Und zudem sei man als Profi gehalten, immer nur sein Bestes zu geben.

► Die 10. Gezeitenkonzerte sollen vom 4. Juni bis 7. August 2022 stattfinden. Den Auftakt bestreiten Matthias Kirschnereitals Solist und die NDR Radiophilharmonie unter Leitung von Erina Yashima in der St.-Magnus-Kirche in Esens. Kirchnereit: „Im 10. Jahr der Gezeiten lassen wir es richtig krachen!“

Gezeitenkonzerte 2021 in Daten und Zahlen
Motto: Freude
Schirmherrschaft: Ministerpräsident Stephan Weil
Besucher: 4502 in bisher 18 Doppelkonzerten
Förderer: 80, dazu die Hauptförderer Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse und Freundeskreis der Gezeitenkonzerte
Unterstützer aus der ostfriesischen Wirtschaft: 39 Unternehmen
Mitglieder Förderverein: 781
Mitschnitte: drei, durch NDR Kultur und den Deutschlandfunk, eines davon auch als Live-Übertragung