Zeitlose Ansichten – Teil 1

Emden. In einem Nachlass sind 96 Arbeiten von Heinrich Habbo Herlyn gefunden worden, die nun nach und nach hier veröffentlicht werden sollen. Es handelt sich um Zeichnungen und aquarellierte Blätter, die ein fast vergangenes Ostfriesland zeigen.

Heinrich Habbo Herlyn wurde 1901 in Namibia geboren und starb 1992 in Leer. Er war Schriftsteller und Redakteur und veröffentlichte unter anderem in Heimatblättern Geschichten und Gedichte über ostfriesische Themen. Viele seiner Arbeiten hat er selber mit Zeichnungen versehen. Zumeist stammen sie aus den 20er bis 50er Jahren. Manche sind datiert, nur wenige sind mit einem Ortshinweis versehen.

Auffallend ist, dass eine große Anzahl Zeichnungen Ostfriesland im Winter zeigt. Winterbilder sind im allgemeinen rar, weil ihr kühles Kolorit vermeintlich beim Betrachter weniger gut ankommt. Herlyn isoliert Gebäude und Landschaftsausschnitte und „porträtiert“ sie auf diese Weise. Dabei liegt über allen Bildern eine Stimmung von Ruhe, Gelassenheit und Zeitlosigkeit.

Zum ersten Teil der Serie sei eines seiner Gedichte gestellt, das die Stimmung einer Landschaft, die von Ebbe und Flut bestimmt wird, charakterisiert.

Von 1952 datiert diese Ansicht eines überfluteten Hammrichs. Repro: Iris Hellmich

Uiterdieksland
Hoogup reckt sück een enkelde Boom
in’t Uiterdieksland an de breede Stroom.
Almets, wenn de Tide to’t Land ingeiht,
hen over de breede Sööm van Reith,

dann lett dat hast, as stunn de Boom
dor buten merden in de Stroom.
De Störm will hum bugen,
dat Water trekkt,
dat Iis ritt hum Schören,

man he reckt sück taje tegen Stärm und Stroom –
de olle enkelde Uiterdieksboom!
Kunnen wi Mensken so uprecht stahn –
sull’t uns faaktieds beeter gahn!

Heinrich Habbo Herlyn zeichnete diese Ansicht eines Gulfhofes mit Baum 1928.