Auf Zukunft gebaut

Emden. Die Shanty Gruppe Emden besteht im 52. Jahr. In dieser Zeit hatte sie nur drei Vorsitzende. Klaus Körber (79) war – nach Georg Fokuhl und Leo Lamschus – die längste Zeit mit dieser Aufgabe betraut. Seit 28 Jahren steht er den Shantymen vor. Doch nun soll Schluss sein. „Es ist genug“, sagt Körber. Gleichwohl blickt er mit einigem Wohlgefallen auf die lange Zeit zurück, die nicht nur mit der speziellen Musik, den Arbeitsgesängen auf Segelschiffen gefüllt war, sondern auch mit vielen Erlebnissen und Begegnungen. Dazu gehören die guten Beziehungen zum Seemannsheim, aber auch der jährliche maritime Gottesdienst, den Körber, der Prädikant der lutherischen Gemeinde ist, organisiert und bei dem er auch jeweils die Predigt gehalten hat.

Hört im September als Vorsitzender der Emder Shanty Gruppe auf: Klaus Körber. Bild: Wagner

Große Wertschätzung empfindet Körber für Alt-Oberbürgermeister Alwin Brinkmann, der in jedem Jahr, wenn er das Matjes-Fest auf dem Heringslogger eröffnete auf den musikalischen Rückhalt der Emder Shanty Gruppe zählen konnte. Zu den unvergesslichen Erlebnissen gehören Reisen, die mehrmals in die Emder Partnerstadt Archangelsk, nach New York, Hillingdon, St. Désir-de-Lisieux und immer wieder zu befreundeten Vereinen in die Pfalz führten.

Dorther, aus der Pfalz, kommt Körber. In Ludwigshafen wurde er 1942 geboren. Schon als Jugendlicher infizierte er sich mit dem Seefahrer-Virus. Es war ein Film mit dem Titel „Flying Clipper“, der Körber begeisterte. Diese Dokumentation hatte man musikalisch mit dem Shanty „Kari waits for me“ untermalt. Und dieser Song wurde für Körber zum „Roten Faden“.

Homeward to the snow-capped mountains
Rising from the sea
Homeward to the land I love
Where Kari waits for me

Sogar bei der Berufswahl ließ sich der Seefahrtbegeisterte von der maritimen Romantik leiten. Er studierte in Hannover und wurde Ingenieur für Schiffsmaschinenbau. Doch die Arbeit in der Konstruktion und im Zeichenbüro entsprach letztlich nicht den Vorstellungen. Körber sattelte auf und wurde Berufsschullehrer an den Berufsbildenden Schulen II in Emden. Er unterrichtete fortan die Fächer Metall, Mathematik und Sport. 1988 kam dann der Entschluss, der Shanty Gruppe beizutreten. Bereits ein Jahr später feierte das Ensemble den 20. Geburtstag – und Klaus Körper stand beim Konzert, dessen Choreographie der damalige Leiter der Veranstaltungsabteilung der Stadt Emden, Gottfried Iffland, entwickelt hatte, mit auf der Bühne.

Gründe aufzuhören, gäbe es genug, meint Körber. Wesentlich für ihn: „Ich möchte nicht, dass es irgendwann einmal heißt: Nun wird es aber Zeit!“ Dass sein Nachfolger älter ist als er selber, findet er unerheblich. Uli Göbel sei Gründungsmitglied der Shanty Gruppe, eine Konstante, kenne sich aus, und bringe Begeisterung für die Sache mit sich. Zudem habe er ausreichend Zeit, um das Amt zu füllen. Vor allem aber sind die beiden Männer einer Meinung, was die Zukunft des überalterten Vereins angeht. „Da muss etwas passieren.“ Schon 2019 hat Körber daher den ehemaligen Musikschullehrer und Gitarristen Robert Willms angeworben, der nunmehr regelmäßig die Stimmen der Männer aktiviert.

Vielleicht könne man ja von der Verjüngung profitieren, die die Shanty-Szene derzeit generell durchmache. Denn der grundsätzliche Trend sei ungebrochen, sagt Körber, und nennt die Band Santiano oder den irischen Sänger Nathan Evans, der mit einem alten neuseeländischen Walfänger-Shanty Furore gemacht hat. Viel Schwung, Rhythmus und kleinere Gruppierungen, die mit mehr Instrumentalisten agieren – da könnte die Zukunft liegen. Aber ob es so kommt, liegt bald nicht mehr in der Leitung von Körber. Am 16. September wird er im Rahmen des Stiftungsfestes der Shanty Gruppe im Klub zum guten Endzweck verabschiedet.

Als Mitglied und Sänger bleibt er der Gruppe erhalten. Doch es gibt noch andere Leidenschaften, die nun etwas stärker in den Vordergrund rücken sollen – das Gitarre-Spielen zum Beispiel.

Mit der Gitarre und einem Fundus an Schlagern und Volksliedern ist Klaus Körber auch in einem weiteren Ehrenamt unterwegs. Jeden Montag von 15 bis 17 Uhr singt er im Altenheim am Wall mit den Senioren. Volkslieder funktionieren dabei immer. Aber am meisten freut sich Körber darüber, dass der Lieblingshit im Altenheim „Lilly Marleen“ ist. „Da sind alle mit Feuer und Flamme dabei!“

► Die Emder Shanty Gruppe probt immer donnerstags um 19 Uhr im Vereinsheim, Schmiedestraße.




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