Natur, Herz und Leidenschaft

Emden. Es passte zusammen – draußen strömte der Regen, drinnen gab es instrumental gespielte und gesungene Naturbilder – grüne Auen, flammende Rosen, glänzender Gärten bezaubernde Pracht. Da wurde bei der Sonntagsmatinée in der Johannes a Lasco Bibliothek schon mächtig geschwelgt – im barocken Konzert mit Kompositionen von Georg Philipp Telemann und Georg Friedrich Händel.

Und auch bei den Instrumentalstücken, zum Beispiel bei den erst vor wenigen Jahren wiederentdeckten „12 Fantaisies pour la Basse de Violle“ Telemanns – am 3. Oktober standen die Nummern 8 und 11 auf dem Programm – traten fast unwillkürlich landschaftliche Assoziationen vor Augen. Selbst die zärtliche Zugabe, die Händel-Arie „Süße Stille, sanfte Quelle“, fügte sich in die Naturbetrachtung ein, auch wenn das Wasser – in seiner Verwandlung in Musik – in elegantem Fließen nur ganz leise raunte.

Ewig in Bewegung: die frei im Weltraum schwebende Erde wird bestrahlt vom göttlichen Licht. Eine Illustration aus der sogenannten „Scheuchzer-Bibel“ des Johann Jacob Scheuchzer (1672 bis 1733). Die Johannes a Lasco Bibliothek greift bei der Gestaltung von Plakaten und Flyern auf die eigenen Grafiken, bzw. Bücher zurück, um dadurch auch die Bestände bekannter zu machen.

„Perpetuum mobile“ hatten Vilma Pigagaité (Sopran) und ihr kleines, feines Ensemble das Programm benannt, das sich beständig Bewegende. Was in der realen Welt eine Fiktion ist, funktioniert in der Musik ganz ausgezeichnet. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad dessen, was geboten wurde, nicht zu unterschätzen. Die so federleicht dahinfließenden Kompositionen sind technisch herausfordernd, und auch die Arien und Rezitative, die Vilma Pigagaité mit wunderbar klarer Stimme sang, verlangen in ihrem Nuancenreichtum die Darstellung einer Vielzahl von Gefühlen und Stimmungen, was keine leichte Aufgabe darstellt.

Daja Leevke Hinrichs (Traversflöte), Renate Mundi (Viola da Gamba) und Torsten Mann (Cembalo) zeigten ein breites Klangspektrum auf, das den Raum füllte, obwohl das nicht das Ziel barocker Instrumentalmusik ist. Es entstand der Eindruck einer kammermusikalischen Matinée mit viel Herz und Leidenschaft.