Anregender Saison-Auftakt

Emden. Ein Kammerkonzert, in das ein Experiment integriert war – das erwartete die Besucher des ersten Abends der neuen Emder Spielzeit. In der Johannes a Lasco Bibliothek gastierte am Montag (4. Oktober) das Kurpfälzische Kammerorchester mit einem Schmeichel-Programm, das ganz edel ausgerichtet war.

Kurze Pause für die Kontrabassistin.

Eine aparte Sinfonie in G-Dur von Franz Xaver Richter, einem Zeitgenossen Mozarts, bildete den eindrucksvollen Anfang des Konzertes. Damit verwies das Orchester auf seine Stellung als Nachfolger der zu ihrer Zeit so berühmten Mannheimer Hofkapelle des 18. Jahrhunderts.

Franz Xaver Richter galt als einer der Vertreter dieser Mannheimer Schule. Somit war die Auswahl seiner Sinfonie ein Blick zurück „ad Fontes“, zu den Quellen der eigenen Arbeit.

Und die Musik Richters, die einerseits noch barockes Pathos beinhaltet, andererseits aber einer gewissen Schlichtheit frönt, war wunderbar geeignet, die Stellung des Kammerorchesters zwischen Nachfolge und Aufbruch zu markieren. Konzertmeisterin Marie-Denise Heinen ging ein flottes Tempo und gestaltete die Sinfonie, von der besonders der erste Satz, Allegro, von bestechender Schönheit war, zu einem Hörgenuss.

Ganz organisch wob das Orchester dann die 3. Suite aus „Antiche Danze ed Arie per liuto“ von Ottorino Respighi in sein Programm ein. Es handelt sich dabei um Bearbeitungen Alter Musik, die aber in der Formensprache des italienischen Komponisten einen Anstrich von Zeitlosigkeit erhalten und auch als Filmmusik dienen könnten. Die 14 Musiker des Kurpfälzischen Kammerorchesters spielten die vier Sätze meisterlich und schufen inspirierende Spannungsbögen.

Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Nun, da kann man nichts falsch machen. Die Mannheimer hatten sich aber etwas besonderes ausgedacht, ein Experiment. Den solistischen Part übernahm nämlich keine Geige, sondern ein Sopransaxophon, das der spanische Musiker Xavier Larsson mit höchster Fingerfertigkeit und brillanter Technik gespielt. Das virtuose Können Larssons ist wirklich enorm. Dennoch konnte man ins Staunen geraten, wie er die temporeichen Passagen bewältigte. Also: hohes Niveau in der Präsentation. Allerdings ließ der näselnde und manchmal schrille Ton des Saxophons Zweifel aufkommen, ob es wirklich das geeignete Instrument ist, den Ausdruck des Werkes in seiner ganzen Komplexität zu akzentuieren.

Herbstfarben im Bühnendekor.

Es war also wirklich ein Abend mit Überraschungen, der in seiner musikalischen Konsequenz und Lebhaftigkeit einen schönen, anregenden Auftakt der Saison bildete.