Zoff im Mietshaus

Transvaaler Spöldeel feierte am Wochenende mit „Dat Trappenhuus is Tüüg“ Premiere

Emden. Wir befinden uns in einem Mietshaus. Vier Türen führen in vier Wohnungen, ein angedeutetes Treppenhaus zeigt an, dass es weitere Wohneinheiten gibt. Was sich in dieser Kulisse auf engstem Raum abspielt, ist ein heiteres Gemenge rund um eine Tratsche, die sämtliche Mietparteien gegen sich aufbringt und für allerhand Unordnung sorgt. Die Transvaaler Spöldeel spielte „Dat Trappenhuus is Tüüg“ und ergeht sich mit Lust in jenen Klischees, die Autor Helmut Schmidt in reichem Maße angehäuft hat.

Ernste Gespräche: Anita Werner und Dagmar Pommer im 1. Obergeschoss des Mietshauses Goethestraße 11.

Die Grundkonzeption ist dem Ohnsorg-Klassiker „Tratsch im Treppenhaus“ nahe. Und auch die Besetzung lässt an die unvergesslichen Schauspieler Heidi Kabel und Henry Vahl denken. Carola Clemens und Wilfried Jacobs brillieren als ähnlich ungewöhnliches Gespann, in diesem Fall als klatschsüchtige Käthe Buchholz und als angeblich dementer Thomas Winkelmann – man darf schon sagen, dass es für beide eine Paraderolle war: sie – als scharfzüngige Intrigantin, er – teils als verwirrter alter Herr, teils als sehr präsenter Tango-Tänzer, schwankend zwischen Vergessen und Lebenslust. Und wenn Carola Clemens mit Mieterin Anna Käsebrecht (Irene Jacobs) die vermeintlich neuesten Unerhörtheiten austauscht, dann war das Vergnügen für die Zuhörer gesichert.

Und dann gab es die drei Paare, die in unterschiedlichen Beziehungen steckten. Mareike Jentzsch ist als energische Hausverwalterin dem Neumieter Christian Meyer eine Sünde wert. Dagmar Pommer erklärt sich als Gesine bereit, den Türken Ützgüll (Michel Reisinger) zum Schein zu ehelichen, um ihn vor der Abschiebung zu bewahren. Anita Werner und Oliver van Grieken spielen ein Ehegespann, das sich als Liebespaar erst neu finden muss. Die sechs entwickelten aus den jeweiligen Konstellationen ein ansehnliches Potential.

Das Treppenhaus-Team wird komplettiert durch Wolfgang Werner, der als Postbote nur einen Kürzest-Auftritt hat, aber mit seiner erotischen Lieferung den Stein des Anstoßes für viele Verwicklungen im Stück bietet. Pralles Leben also!

Den Spielern, die unter der Regie von Gerd Meyer und Ingrid Vogel-Suhr agierten, war die lange Corona-Zwangspause kaum anzumerken. Das Stück entwickelte sich stringent und flott und bot attraktive Konstellationen. Einzig im dritten Akt wünschte man sich für den gemeinsamen Auftritt aller Akteure mehr Aktion und eine aktivere Verteilung im Bühnenraum als die dargebotene additive Reihung.

Monika Eilers musste als Stönpaal mehrfach energisch eingreifen, machte das aber sehr dezent und verhalf den Spielern schnellstens wieder zum korrekten Text. Aber: Nach zwei Jahren Pandemie-Unterbrechung war der Abend die reife spielerische Leistung eines Amateurtheaters, das sich durch die Anwesenheit des Autors zudem geehrt fühlen durfte.