In subtiler Klarheit

Weener. In der Reihe „Momente der Seligkeit“ stand am Sonntag (7. November) Johann Sebastian Bach im Mittelpunkt eines Konzertes in der Georgskirche in Weener. Zwei Instrumentalwerke und eine Kantate erklangen in der hell erleuchteten Kirche mit der Arp Schnitger-Orgel, die gerade eine „Nachrestaurierung“ hinter sich hat und dabei auch neu intoniert wurde. Verständlich, dass auch dieses Werk vorgestellt werden sollte.

Wie Landeskirchenmusikdirektor Winfried Dahlke sagte, konnte die Orgelrestaurierung mit Mitteln des Bundes und einem gehörigen Eigenanteil der Gemeinde realisiert werden, um dem „Ideal des hellen Klanges“ nachzuspüren.

Das geschah mit dem prachtvollen Praeludium, samt Trio und Fuge C-Dur (BWV 545/529), das die Vorzüge der Orgel ins rechte Licht setzte und ihre vielschichtigen Möglichkeiten bestens präsentierte. Gerade das Trio, eigentlich der Mittelsatz aus der Sonate C-Dur (BWV 529), zeigte die vielfältigen Klangeigenschaften der Orgel, die dem delikaten Trio ebenso gerecht wurde wie der Fuge, die sich unter den Händen von Organist Pieter Dirksen zu einem mächtigen Tongebilde aufbaute und so das großartige Bach-Werk in geradezu heroischer Weise zum Abschluss brachte.

Begonnen hatte das Konzert mit Bachs Sonate in G-Dur. Ob diese nun zumindest teilweise von Bach stammt oder nicht ist Thema der Wissenschaft, muss aber den geneigten Hörer nicht beschäftigen, denn zu klangvoll ist die viersätzige Sonate mit der schönen Führung der Traversflöte und dem manchmal irritierenden Spiel der Violine, die sich auf der Basis des Cembalo als Continuo-Instrument einen lebhaften Dialog liefern.

Zentral gestellt aber war die Trauer-Kantate „Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit“, deren erschütternde Todesthematik sich aus einer Gegenüberstellung von Texten aus dem Alten und Neuen Testament entwickelt. Margaret Hunter (Sopran), Freya Müller (Alt), Markus Brutscher (Tenor) und Stephan Heinemann (Bass) sangen und gestalteten die Kantate – bis zu jenem versöhnlichen „Die göttlich Kraft macht uns sieghaft“ und dem lang gezogenen, jubilierenden „Amen“ – dies alles der eigentliche Ertrag aus der fürchterlichen Drohung, die zugleich die nüchterne Wahrheit ist: „Mensch, du musst sterben!“

Die vier Solisten und das Barockorchester „Le Chardon“ unter Leitung von Hajo Wienroth harmonierten ausgezeichnet miteinander und gestalteten den „Actus tragicus“ des erst 23-jährigen Bach zu einem berührenden Erlebnis, in dem die Strahlkraft der Stimmen und die vielschichtige, aber von der Wirkung her dezente Begleitung von „Le Chardin“ dem tragischen Element in sehr subtiler Weise gerecht wurde.

Das Projekt „Momente der Seligkeit“ wird durch das Land Niedersachsen aus dem Programm „Niedersachsen dreht auf“ finanziert und durch den Verein für Orgel- und Musikkultur in der Ems-Dollart-Region e.V. (OMGO e.V.) getragen.

„Le Chardin“ spielte in der Besetzung: Hajo Wienroth (Blockflöte, Traversflöte), Marie Wienroth (Violine, Blockflöte), Takeshi Sudo und Marike Tuin (Viola da Gamba), Christoph Otto Beyer (Violoncello), Ute Schildt (Kontrabass) und Pieter Dirksen (Continuo und Arp Schnitger-Orgel).

► Das nächste Konzert in der Georgskirche findet am 8. Dezember um 18 Uhr statt. Auf dem Programm: Arien, Orchester- und Orgelmusik zum Advent