Der hat was drauf!

Emden. Na, da schau her. Ein kleiner Ottifant und ein Paket mit Tee-Produkten begeistern den Künstler derart, dass sein Ruf laut wird: „Macht die Türen zu. Ich bleibe!“

Stefan Jürgens (58), Schauspieler und Musiker, war da. In der Johannes a Lasco Bibliothek. Mit einem Klavier, einem Sessel und viel Trinkwasser. War auch nötig, denn der gebürtige Unnaer stand allein auf der Bühne, plauderte, sang, spielte Klavier.

Da der Schauspieler auch als Comedian seine Meriten hat, sind die Sprüche im ersten Teil des Abends in diese Richtung ausgelegt. Manchmal sind die Scherze dezent unter der Gürtellinie, manchmal darüber. Das Plenum guffelt. Nein, nichts wirklich Zotiges. Dennoch: Muss man da auf Dauer etwas Verfängliches befürchten? Eher nicht. Er fragt singend: „Wo sind die Kerle mit dem klaren Blick, mit Haltung und Benimm“. Aha. Die anfängliche Skepsis kann weichen. Handelt sich doch wohl eher um einen Gentleman.

Sicher aber ist: Dieser Kerl hat tatsächlich etwas drauf. Zwischen Songs mit lyrischen Texten und gefühlvollem, allerdings keineswegs leisem Klavierspiel offenbart sich viel Privates. Aber ob das alles stimmt? Vier Kinder – stimmt, wohnhaft in Berlin – stimmt, Leidenschaft für das Landleben? Romantik-Liebhaber? Sinnsucher? Alles auf einmal ein bisschen viel, aber der Mann mit einem Faible für Frauen hat wohl alles im Griff. Den Eindruck macht er jedenfalls – so, wie er da auf der Bühne steht, nahezu platzend vor Selbstsicherheit, den Text immer parat, immun gegen Ablenkungen, wortgewandt, spontan.

Jürgens hat seine Meinung. Über die fehlende Romantik. Auch über das schreckliche Gendern. Auch über die Aggressivität der übertechnisierten Zeit. Wie wär ’s mal mit einem Lächeln, statt übereinander herzufallen, regt Jürgens an und konstatiert: „Das Leben ist bizarr.“ Keiner wisse mehr, was falsch und was wahr sei. Und er fragt anschließend nach dem „Glück auf dieser Welt“, wobei ihn Saxophonist Ralf Kiwit eindrucksvoll unterstützt. „Hat der einen tollen Ansatz. Ganz klassisch“, schwärmt Kulturevents-Chefin Kerstin Rogge-Mönchmeyer.

Das Alter. Auch so ein Thema. Von ihm ausgesprochen, klingt das erstaunlicherweise echt. Nun ja, ein erwachsener Sohn und drei heranwachsende Töchter können es schon nötig machen, über die Anzahl der eigenen Lebensjahre nachzudenken. Aber was besagt das schon? Der agile Jürgens wirkt jünger als die angegebenen 58 Jahre. Und doch merkt man ihm an, dass er über vieles nachgedacht hat. Und so schließt sich der Kreis. Das letzte Lied „Was zählt“ beendet die Gedankenreise – und das Konzert.