„Man schätzte ihn menschlich nicht“

Aurich. Seine Antrittsrede bei der Übernahme des Amtes als Erfurter Oberbürgermeister 1884 dürfte als legendär gelten, bestand sie doch nur aus einem einzigen Satz: „Der Tag hat 24 Dienststunden.“ Die gelte es zu nutzen. Und so konservativ wie diese Haltung, war das Leben von
Dr. jur. Georg von Eucken-Addenhausen.

So schilderte es der Archivar Dr. Heiko Suhr (Wesel), der über den Juristen von Eucken im Rahmen der gemeinsamen Vortragsreihe von Landschaftsbibliothek und dem Niedersächsischen Landesarchiv in Aurich sprach. Dabei stellte er ihn als einen Einzelkämpfer dar, der sich nicht unterordnen konnte und durch seine konservative Grundhaltung überall aneckte. „Man schätzte ihn menschlich nicht“, fasste Suhr zusammen. 1855 geboren nahm von Eucken mit 59 Jahren als Major am Ersten Weltkrieg teil und wollte 1939 – als 84-Jähriger – auch im Zweiten Weltkrieg an der Front kämpfen.

Thema eines Vortrags: Leben und Wirken von Georg von Eucken-Addenhausen

Suhr, der 2019 über Admiral Wilhelm Canaris promovierte, analysierte unter anderem die unveröffentlichten Memoiren des Georg von Eucken, um dessen innere Überzeugung und die Maxime seines Handelns herauszuarbeiten. Er kommt zu dem Schluss, dass der Jurist und zweite Präsident der Ostfriesischen Landschaft ultrarechts eingestellt war, konsequent seinem eigenen Wertehorizont folgte und nur an die Wirksamkeit eines autoritären Führungsstils glaubte – mit Preußen als seinem Idealbild.

Georg Eucken wurde in Aurich geboren. Schon vor dem 2. Staatsexamen als Jurist bewarb er sich als 1. Bürgermeister von Jena. Als 26-Jähriger kam er ins Amt und „regierte mir eiserner Faust“, wie Suhr ausführte. 1885 wird von Eucken Oberbürgermeister von Eisenach und 1893 Bezirksdirektor des Verwaltungsbezirks Eisenach.

Er wird in der Folge Geheimer Regierungs- und Vortragender Rat im Reichsamt des Innern, wird außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Großherzogs von Oldenburg. König Georg V. von Hannover verleiht ihm den Namenszusatz „Addenhausen“ 1906 wird er in den oldenburgischen Adelsstand erhoben. Nach seinem Einsatz als Major im Ersten Weltkrieg (1914 bis 1916) wird der Militarist und Monarchist wieder Politiker, nimmt aber 1918 seinen Abschied und kehrt auf Gut Addenhausen zurück.

Nun beginnt eine Phase enormer Publikationstätigkeit, er bezieht zu zeitgeschichtlichen Themen Stellung, setzt sich für die Ostfriesische Bauernhochschule ein, ist Mitglied der Ritterschaft in Ostfriesland. 1932 wird Georg von Eucken zum Präsidenten der Stände in Ostfriesland gewählt. Zwei Jahre später wird er Präsident der Ostfriesischen Landschaft.

Der „nationale Aufbruch“ 1933 war ganz in seinem Sinn, und 1937 wird er Mitglied der NSDAP. Von Eucken, der sich selber als „Landschaftsführer“ bezeichnet, versucht, die Landschaft an die Vorgaben des Nationalsozialismus anzupassen, um die Institution zu erhalten. Das gelingt, weshalb Suhr ihn als „wesentlichen Wegbereiter des Nationalsozialismus in Ostfriesland“ bezeichnet.

Georg von Eucken-Addenhausen stirbt 1942 auf dem Sielhof bei Neuharlingersiel – zwölf Tage vor seiner Frau Marianne Oppermann, mit der er vier Kinder hatte.