Musikalisches Porträt für zwei historische Orgeln

Osteel. Die beiden lutherischen Organisten der Norder Ludgerikirche, Agnes Luchterhandt und Thiemo Janssen, haben zwei historische Orgeln aus Ostfriesland musikalisch porträtiert. Die entsprechende CD mit „Lieblingsstücken“ wird ab Dienstag, 14. Dezember, zu beziehen sein. Der Erlös aus dem Verkauf kommt der ständigen Unterhaltung beider Orgeln zugute.

Kantorin Agnes Luchterhandt an der Osteeler Orgel von 1619, die Orgelbaumeister Edo Evers schuf. Bild C. Janssen

Agnes Luchterhandt wählte für die Präsentation die Edo-Evers-Orgel von 1619 in der Warnfriedkirche zu Osteel aus, Thiemo Janssen stellt die gerade restaurierte Uttumer Orgel von 1640/60 vor. Beide Instrumente gehören zu den ältesten ihrer Art in Ostfriesland, beide sind Orgeln aus der Renaissance beziehungsweise dem Frühbarock und beide verbindet etwas besonderes: die Osteeler Evers-Orgel feierte vor zwei Jahren ihren 400. Geburtstag, die Uttumer Orgel, deren Schöpfer nicht bekannt ist, wurde 2021 von der Stiftung Orgelklang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zur „Orgel des Jahres“ gekürt (KiE berichtete). Außerdem passe der „unverwechselbare Klang“ aus Uttum wunderbar zu dem kräftigen, farbigen Klang in Osteel, sagte Thiemo Janssen im Rahmen einer Pressekonferenz in der Warnfried-Kirche (Osteel).

Damit ist die Liste der Gemeinsamkeiten aber noch nicht abgeschlossen. Beide Instrumente wurden innerhalb des Kirchenraumes mehrfach umgesetzt, beide nahmen Schaden dabei und beide wurden nie „entsorgt“, weil immer dann, wenn ein Gutachten besagte, dass die Orgel nicht mehr zu retten sei, das Geld für eine neue Lösung fehlte. „Zum Glück“, sagt Agnes Luchterhandt, die in Osteel eine Sommerkonzert-Reihe mit jungen Organisten initiiert hat. Außerdem konnte sie die Gemeinde motivieren, einen Förderkreis zu gründen, um den Orgelgeburtstag gehörig zu feiern.Sie mag die Orgel mit ihren spektakulären Prospektpfeifen, die anders als „ihre“ Orgel in der Norder Ludgerikirche auf einer lichtdurchfluteten Empore steht und deren Klang sowohl voluminös und prachtvoll-feierlich wie auch poetisch fein und dezent ausfallen kann.

Von den 13 Registern der Orgel, die zudem über ein angehängtes Pedal verfügt, sind zwölf original. Die Orgelbauwerkstatt Ahrend in Loga musste lediglich die Mixtur nachempfinden. Die Organistin und Kreiskantorin des Kirchenkreises Norden wählte für ihren Anteil der CD Musik von Dieterich Buxtehude, William Byrd (die berühmte „Pavana Lachrymae“ mit dem Text von John Dowland), Johann Michael Bach und Johann Sebastian Bach. Dazu kommt ein modernes Stück, das sich auf der Orgel problemlos spielen lässt. „The Beginning“ von Michael Schütz (Jahrgang 1963) gehört in den Bereich Pop, wurde aber speziell für Orgel komponiert. „Die jungen Organisten, mögen so etwas sehr“, sagt Agnes Luchterhandt, die sich entschieden für die Förderung des Nachwuchses einsetzt.

Spielt an der Orgel eines unbekannten Meisters von 1660/40 in Uttum: Kantor Thiemo Janssen.

Thiemo Janssen präsentiert auf der einmanualigen Orgel in Uttum Musik von Heinrich Scheidemann, Samuel Scheidt und von dem „Organistenmacher“ Jan Peterszoon Swelinck. Die Orgel enthält sehr alte Pfeifen, darunter das „vielleicht älteste noch spielbare Trompetenregister“, wie es in dem Booklet zur neuen CD heißt. Sie bietet neun Register ohne Pedal und hat dennoch eine große Klangfülle, schwärmt Thiemo Janssen. Er kennt die Orgel schon aus seiner Studentenzeit, als er Kurse bei dem Orgelforscher Harald Vogel besuchte und im Uttumer Steinhaus übernachten durfte. „Wir befinden uns in Ostfriesland in einer einmaligen Orgellandschaft“, versichert Agnes Luchterhandt. Und die beiden Instrumente in Osteel und Uttum gehören zu den wertvollsten und ältesten Exemplaren in einer an historischen Orgeln überreichen Region.

► Die Herausgabe der CD wird durch den Verein Nomine (Norddeutsche Orgelmusikkultur in Niedersachsen und Europa) gefördert, der die Aufnahmen in seine Reihe „Lieblingsstücke“ aufgenommen hat. Die CD kostet 9,80 Euro und ist über die beiden Norden Kantoren oder über info@nomine.net zu beziehen.