Ein Beruf mit Anspruch

Leer. Der Kantor, Organist der Luther-Gemeinde Leer und Kirchenmusikdirektor des Evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems, Joachim Gehrold, geht Ende Februar in den Ruhestand. Das teilt die Öffentlichkeitsarbeit des Kirchenkreises mit.

War 18 Jahre lang Kirchenmusikdirektor im lutherischen Sprengel Ostfriesland-Ems: Joachim Gehrold

Als der 65-Jährige vor 18 Jahren in sein Amt eingeführt wurde, sei ihm klar gewesen, dass er keine geregelte 40-Stunden-Woche haben würde. „Ich habe einen so schönen Beruf – da guckt man nicht auf die Uhr“, sagte er damals. Mit seiner Leidenschaft für die Musik habe er Akzente gesetzt, heißt es in der Mitteilung aus Leer. Er habe aber auch einsehen müssen, dass die Arbeit im Büro immer wieder Abstriche im musikalischen Bereich erforderlich machte. Denn als Kirchenmusikdirektor hatte Gehrold nicht nur die Dienstaufsicht über die Kirchenmusik im Kirchenkreis, in den Kirchen- und Kapellengemeinden des Sprengels, sondern er war auch zuständig für die kirchenmusikalische Aus- und Fortbildung. Im Rahmen von Visitationen galt es zudem, sich ein Bild von der Arbeit vor Ort zu machen. Die berufliche Erfahrung habe ihn zu dem Fazit gebracht, dass neue Wege in diesem Aufgabenbereich nötig sind. Bereits vorliegende Konzeptideen sollten umgesetzt werden, plädiert Gehrold.

In der Luther-Gemeinde leitete Gehrold zeitweise sechs Chöre – darunter den Heinrich-Schütz-Chor – und ein Vokalquartett. Für die Familie blieb da wenig Zeit. Im Ruhestand, den er in Leer verbringen wird, will der Vater von drei Kindern einiges nachholen. Besonders freut er sich, dann auch Zeit für seine Enkelin zu haben. Und natürlich werde auch die Musik künftig eine große Rolle für ihn spielen. Insbesondere reize ihn die a cappella-Musik mit ihren vielen Klangfarben.

Kirchenmusikdirektor Joachim Gehrold bei seinem Dienstbeginn in Leer an der Ahrend-Orgel in der Lutherkirche Bilder: Dübbel

Dass er nicht nur fördert, sondern auch fordert, ist ein Konzept, mit dem er beim Schütz-Chor auf offene Ohren gestoßen ist. Er hatte nämlich einmal eine Umfrage unter den Mitgliedern gestartet. Einhellig sei ihm vermittelt worden, dass man ein hohes Niveau wolle. Diese Leistungsbereitschaft führte dann zu jenen Oratorien-Erlebnissen, die Gehrold in der Erinnerung immer gerne aufruft: die h-Moll-Messe von Bach, der Elias von Mendelssohn-Bartholdy, die Petite Messe solennelle von Rossini. Aber auch das Projekt „Die Welt ist Klang“ der lutherischen Landeskirche mit vielen Mitwirkenden und in Zusammenarbeit mit der Hochschule Emden-Leer sei ein Highlight gewesen.

Darüber hinaus sei Gehrold ein Kirchenmusiker von hohen Graden gewesen – ob nun in Konzerten oder im sonntäglichen Orgelspiel, heißt es in der Mitteilung des Kirchenkreises. Darüber hinaus könne er aber auch der Popularmusik einiges abgewinnen, wenn denn ein gewisser Anspruch dahinter stehe.

► Verabschiedet wird Joachim Gehrold in einem Festgottesdienst am Sonntag, 27. Februar, um 15 Uhr in der Lutherkirche, der gestaltet wird von Regionalbischof Dr. Detlef Klahr und Landeskirchenmusikdirektor Hans-Joachim Rolf.