Eine Feier des schönen Tons

Emden. Das Philharmonische Kammerorchester Wernigerode war wieder da. Und in der Johannes a Lasco Bibliothek glänzten die Kerzen an den großen Leuchterkronen mit der Stimmung der Besucher um die Wette. Denn das sympathische Orchester bot unter Leitung seines einnehmenden, herzlichen Chefs Christian Fitzner, der zugleich den Moderator gab, ein wahres Gute Laune-Programm: zwei Mal Mozart, zwei Mal Beethoven, einmal Haydn und insgesamt drei Zugaben.

Ein wenig Kontrast hätte diesem Meer von Harmonie zwar gut getan, doch die Wernigeroder hatten anderes im Sinn, wollten offenbar den schönen Ton feiern – und das bedeutet in schwierigen Zeiten ja auch ein Statement.

Gab es Höhepunkte? Ja und Nein. Denn wenn die Musik so schön ist und so engagiert gespielt wird, dann wird das ganze Konzert zum Höhepunkt. Da sind Beethovens zwei „Violinromanzen“, lyrisch und hinreißend klangvoll, die von Solistin Jeanne Christée mit kühler Noblesse wahrhaft meisterlich interpretiert wurden. Die Gastprofessorin in Ungarn und Dozentin in Hamburg, zugleich auch Autorin eines Fachbuches über die Violine, begeisterte die rund 130 Besucher in der – unter Corona-Bedingungen – ausverkauften Bibliothek derart, dass es gleich zwei Zugaben erklatschte.

Da war die Caprice Nr. 15 von Paganini, ein Werk aus den oft als „tückisch“ bezeichneten 24 Capricen, die eine Herausforderung für jeden Virtuosen bedeuten. Das Klangbild ist ungemein modern, und die Geigerin stellte Nr. 15 mit großer Leichtigkeit vor. Das war ganz wunderbar. Der letzte Satz, eine Gigue aus der E-Dur-Partita von Bach wurde zum wahrhaft glanzvollen Abschluss des Einsatzes der Solistin.

Und noch eine Solistin hatte das Kammerorchester aus Wernigerode dabei, die Flötistin des Orchesters, Barbara Toppel. Sie spielte Mozarts „Andante“ (KV 315) in ganz zauberhafter Weise, lebhaft und mit einem Charme, der kein Problem hatte, von der Bühne direkt ins Publikum zu gelangen.

In Hadny Sinfonie „La Poule“ ging es dann kontrastreich zu. Nehmen wir als Beispiel die Unterbrechungen im zweiten Satz, die in der – dort natürlich extrem gesteigerten – Wirkung an das „Es ward Licht“ in Haydns „Schöpfung“ denken lässt, gerade weil Christian Fitzner richtig lange Pausen einforderte. Oder an das anmutige Trio, das im Kontrast steht zum Menuett, das vergleichsweise ungeschlacht daherkommt. Das Orchester schien einen Heidenspaß an der Sinfonie zu haben – und spielte das Trio als Zugabe, ohne den Dirigenten.

Das ist ja nun ein beliebter Trick in Orchesterkreisen, aber Fitzner behielt auch dabei seine Liebenswürdigkeit. Und so konnte man sich am Ende über einen angenehmen, heiteren, vor allem aber unterhaltsamen Abend freuen. Dieser hatte übrigens mit Mozarts Sinfonie C-Dur (KV 128) begonnen und ließ schon erahnen, was sich da noch an Schönem entwickeln würde.