Herzergreifend schön und freudig

Uttum. Der Auftakt des Krummhörner Orgelfrühlings mit der Capella de la Torre unter Leitung von Katharina Bäuml (Schalmei) in der Uttumer Kirche war nichts weniger als ein Statement: „Musik als Kraftquelle und Brücke zwischen den Zeiten“, oder – kurz gesagt – „In dir ist Freude“. In Zeiten wie diesen ist das ein hilfreicher Aspekt.

Und so wechselten weltliche und geistliche Musik der Renaissance einander ab, fröhliche, tänzerische und ernstere Kompositionen, Dabei erklang auch die Uttumer Orgel, und die Kompositionen wurden von dem Organisten des Ensembles, Hartmut Rohmeyer, schlüssig eingebaut, denn „Zur Freude gehört auch das andere, der Schmerz der Chromatik und dessen Auflösung“.

Mit Schalmei, Pommer, Trommeln, Orgel, Posaune, Dulzian und Stimme zu Gast in Uttum: die Capella de la Torre

Das Konzert, 2020 geplant und nun leicht verändert präsentiert, war als ein Geschenk für den großen Orgelbaumeister Jürgen Ahrend zu dessen 90. Geburtstag angelegt worden, wie der künstlerische Leiter des Orgelfrühlings, Pastor Siek Postma erläuterte. Nun feierte der Meister bereits seinen 92. Geburtstag und konnte am Dienstag (3. Mai) endlich die musikalischen Glückwünsche des Orgelfrühlings entgegennehmen, denn er war anwesend, an diesem schönen Abend.

Die Capella tat alles, um den „Geburtstagsabend“ zu einem Ereignis für alle zu machen, denn es waren viele Menschen, die zum Auftakt des Krummhörner Orgelfrühlings gekommen waren und dem Ensemble begeisterten Beifall spendeten – für ihren temperamentvollen Ritt durch die Epoche der Renaissancemusik. Dabei konnte das Konzert durch die Stimme von Margaret Hunter sehrabwechslungsreich durchgeführt werden. Die Amerikanerin verfügt über eine Sopranstimme, die mit dem Klang von Schalmei, Pommer und Dulzian wunderbar harmoniert – eine Stimme, die fröhlich tändeln kann, aber ebenso sicher in ernsteren Passagen agiert – immer in völligem Gleichgewicht mit dem Instrumentalensemble.

Große Beteiligung in der Uttumer Kirche – hier von der Orgelempore aus gesehen. Bild: Christian Janssen

Die Namen der gespielten Komponisten tun eigentlich nichts zur Sache, denn die Musik der Renaissance trägt europäische Züge – egal ob deren Schöpfer aus Spanien, Italien, Frankreich oder Deutschland kommen. Und so kam das „freudige Programm“, wie Organist Rohmeyer es nannte, glanzvoll zur Wirkung. Ganz zum Schluss aber brachte die Capella de la Torre die Musik zum Funkeln. Es erklang das Musikstück, das zu ihrem Markenzeichen geworden sei, wie Katharina Bäuml versicherte – Josquin Desprez‘ „In te Domine speravi“ – eine herzergreifend schöne und zugleich wirkungsvoll schlichte Komposition, von einem Tonsetzer, den der Reformator Martin Luther besonders schätzte.

Luther spielte dann auch im Geburtstagslied für Jürgen Ahrend eine Rolle, das ganz zum Schluss erklang „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!“ – Und das wurde ein nachdrücklicher Gruß, denn das gesamte Publikum sang beherzt mit.

► Am heutigen Mittwoch, 4, Mai, gastiert der Orgelfrühling in Rysum. Dann spielt Léon Berben die älteste Orgel Nordeuropas aus der Zeit um 1440.