An Abwechslung mangelt es nicht!

Groothusen. Die Wenthin-Orgel in Groothusen ist nicht nur die „Weiße Königin“ unter den Instrumenten der Krummhörn, sondern sie ist zugleich das Instrument, das immer gute Laune hat und macht. Egal, was auf ihr gespielt wird – die Zuhörer sind verzaubert von ihrem fröhlichen Klang, der Tiefe ihrer Ausdrucksmöglichkeiten, der Fülle ihrer Präsenz.

Dankgeschenk an den Organisten Sietze de Vries, überreicht von Siek Postma in der Kirche zu Groothusen Bild: Otto Damaske

Und wenn ein Könner wie Sietze de Vries in Groothusen in die Tasten greift, dann kann der Zuhörer sicher sein, dass ihn etwas Besonderes erwartet. De Vries begann das vierte Konzert des 19. Krummhörner Orgelfrühlings mit einem Praeludium von Georg Böhm. Und schon war die Wenthin-Orgel strahlend und mit kraftvollem Ausdruck dabei.Das Concerto G-Dur von Johann Sebastian Bach bietet schon von der Charakteristik der Tonart her einen heiteren Eindruck. Fröhlich, tänzerisch und selbst im zweiten Satz „Grave“ munter voranschreitend macht sie ihrer Herkunft aus dem Klassizismus alle Ehre. „Swingt“ sogar und lässt das Zungen-Register munter schnarren.

Sietze de Vries‘ Partita „Coeli enarrant“ führt eine Vielzahl unterschiedlicher Register vor und endet in einem prächtigen Satz von imperialer Größe, und auch Carl Philipp Emanuel Bachs „Sonata“ in a-moll war ein Orgelstück von schönster Hörwirkung. Die zarten Flöten erweckten geradezu melancholische Gefühle, der dritte Satz agierte als Kraftpaket.

Der Höhepunkt des Konzertes aber war eine „biblische Sonate“ mit dem Titel „Mozes“. Siek Postma, Leiter des Orgelfrühlings und vielfach eingesetzt, wenn es gilt, Texte vorzutragen, bewährte sich auch hier als Ruhepol, mit der er die Moses-Geschichte in Abschnitten vortrug, die de Vries mit wunderbarer, auf den jeweiligen Inhalt abgestimmter Orgelmusik erfüllte. Dabei konnte er wieder auf die vielfältigen Möglichkeiten des großen Instruments setzen, die sich auch modernen Kompositionen nicht verschließt, obwohl de Vries seine Komposition ganz altmeisterlich in Szene setzte.

Das Festival lotet in diesem Jahr konsequent die unterschiedlichsten konzertanten Stilmittel aus, die eine Orgel bietet oder die zu einer Orgel passen und die geeignet sind, in ihrer Bandbreite für das Publikum immer neue Aspekte aufzuzeigen – durch interessante Improvisationen, durch „fremde“ Klänge, durch Hinzufügen von Schlagwerk oder durch Kombination von Musik und Sprache.

Fazit: Die Organisten lassen sich allerhand einfallen, so dass es dem Orgelfrühling nicht an Abwechslung mangelt.