Charmante Form der Hausmusik

Weener. Leicht verständlich, ungezwungen, bürgerlich – das sind Merkmale des galanten Stils. Und dieser galante oder empfindsame Stil wurde am Sonntagnachmittag im Organeum in Weener in einem Gartenkonzert präsentiert. Leider fand die Veranstaltung nicht im Garten statt, wie es angekündigt war. Die Musiker hatten angesichts unbestimmter Wetteraussichten den großen Saal des Organeums vorgezogen – wobei der dann so überbucht war, dass allerhand Gäste im Flur Platz nehmen mussten und auf diese Weise nur den Hörgenuss hatten.

Die Ausführenden: Landesmusikdirektor Winfried Dahlke, Johanne Wienroth, Hajo Wienroth und Arwen Bouw

Die Musiker agierten in unterschiedlicher Besetzung: als Duo, Trio und zum Schluss als Quartett. Wobei das (leider nur) zweisätzige Quartetto in C-Dur von Johann Christian Bach zum reizendsten gehörte, was an diesem Tag gespielt wurde. Heiter, luftig und duftig zeigte es sich anmutig als besonders charmante Form der Hausmusik.

Es ging bei diesem Konzert um Bachs Schüler, zu denen zwei seiner Söhne gehörten. Das war neben Johann Christian auch Carl Philipp Emanuel, dessen Trio für Traversflöte, Violine und Cembalo in G-Dur die großen gestalterischen Fähigkeiten des berühmtesten Bach-Sohns aufzeigte, der selber Cembalist am Hofe Friedrichs des Großen war. „In der Komposition und im Clavierspielen habe ich nie einen anderen Lehrmeister gehabt als meinen Vater“, soll er selber einmal bekannt haben.

Zu den „vermeintlichen“ Schülern Johann Sebastian Bachs gehörte Johann Adolph Scheibe, der sich auch als Musikkritiker einen Namen machte und dabei ganz offen sagte, was ihn an den Kompositionen des Thomas-Kantors störe: die Musik sei „unnatürlich, gekünstelt und sein Stil verwirrend“. Ob er wohl wirklich Schüler des Johann Sebastian war? Der Frage ungeachtet eröffneten Hajo Wienroth (Traversflöte) und Winfried Dahlke (Cembalo) mit seiner Sonate D-Dur einen inspirierenden Nachmittag, denn die eingängige und hörenswerte Musik bot eine enorme Bandbreite musikalischer Aspekte zwischen dem „Noch-Barock“ bis hin zur Frühklassik.

In der Musikauswahl mit dabei war der Lieblingsschüler Bachs, der hochbegabte Johann Ludwig Krebs, der einen Großteil seines Musikerlebens in Altenburg (Thüringen) verbrachte und dort in einer Art Leserbrief über sich lesen konnte, dass er „noch als Greis … ein Jüngling in der Begeisterung (war), wenn er vor der Orgel saß.“ Im Konzert in Weener stand die umfangreiche Sonate in A-Dur auf dem Programm und bezeugte, welch hohe musikalische Qualität in jener Zeit gängige Praxis war. Die Sonate ist zwar als Kammermusik bezeichnet, doch ihre fein austarierte Wirkung ging weit darüber hinaus.

Neben Dahlke und Wienroth waren die Violinistin Arwen Bouw und die Bratscherin Johanne Wienroth zu erleben. Leider spielten sie in der Vierer-Formation nur ein Mal – und das war schade, denn sie agierten als Quartett ausgesprochen ausgewogen in der musikalischen Auffassung.

Das intime Format der Organeum-Konzerte ist immer noch eine Art Geheimtipp, dem man noch viele Fortsetzungen wünscht.