„Plauderstunde“ auf höchstem Niveau

Aurich. Das war humorvoll, anregend, klug kombiniert und außerordentlich gespielt. Das „franz ensemble“ gastierte im vierten Gezeitenkonzert am Mittwoch (8. Juni) in der Lamberti-Kirche vor rund 200 Besuchern. Und die waren am Ende völlig überzeugt von der Qualität des Gebotenen. Das war kein Wunder, denn die Musiker waren bestens disponiert, und die erforderlichen Besetzungen des Programms kamen ziemlich ungewöhnlich daher: ein Quintett, ein Septett und ein Oktett, in dem sich jeweils Streicher und Bläser begegneten und musikalisch miteinander plauderten. Spannend.

Das Oktett vor dem Goldenen Altar in der Lamberti-Kirche: Sarah Christian, Glenn Christensen, Yuko Hara, Tristan Cornut, Juliane Bruckmann, Pascal Deuber, Rie Koyama und Maximilian Krome. Bilder: Karlheinz Krämer

Ins Programm aufgenommen war zudem noch ein Streicher-Trio von Beethoven – auch dies etwas besonderes, weil der Komponist hier in kleinster Form einen eigenen Kosmos aufbaut, in dem sich Sarah Christian (Violine), Yuko Hara (Bratsche) und Tristan Cornut (Violoncello) traumwandlerisch sicher bewegten, gleichermaßen ins Spiel kamen und in allen Teilen auch von der Komposition her wertgeschätzt wurden. Beethoven lockt und fordert heraus, mäßigt und reizt wiederum – alles das wirkt sehr menschenfreundlich und wird auf instrumentaler Augenhöhe verhandelt.

1. Konzertmeisterin der Kammerphilharmonie Bremen: Sarah Christian

Das Septett in B-Dur von Franz Berwald eröffnete ein anregendes dreisätziges Feld, in dem die Spannung gleichmäßig gehalten und auf hohem Niveau musiziert wurde. Maximilian Krome (Klarinette), Pascal Deuber (Horn), Rie Koyama (Fagott), Juliane Bruckmann (Kontrabass) spielten mit dem oben genannten Trio das Konzert, das mit einem Narrativ aufwartete, in dem lyrisch märchenhafte wie temperamentvoll effektvolle Elemente einen sprudelnden Austausch boten.

Seit 2015 ist Rie Koyama Solofagottistin bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, seit November 2020 Solofagottistin bei den Bamberger Symphonikern. Maximilian Krome ist stellvertretender Solo-Klarinettist der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen
Tristan Cornut ist Professor an der Musikhochschule Stuttgart. Yuko Hara leitet seit 2018 selber ein Festival für Kammermusik in Frankreich

Nach der Pause ging es heiter wieder – mit einem „vergeblichen Ständchen“, das als muntere Sause endet – so vergegenwärtigte jedenfalls Maximilian Krome das inhaltliche Geschehen der kurzen Komposition von Carl Nielsen. Und genauso wurde das Stück in Szene gesetzt. Offensichtlich war es nicht nur als beste Unterhaltung für die Besucher gedacht, sondern ebenso als Amüsement für die Musiker. Aber auch als „Einleitung“ für das folgende Oktett war „der Nielsen“ bestens geeignet.

Seit 2019 Solohornist im Bayerischen Staatsorchester und 1. Preisträger des ARD Musikwettbewerbs 2021: Pascal Deuber

Denn was dann gespielt wurde, entzückte ungemein. Das Oktett von Jean Francais, 1972 geschrieben, war mit Feingefühl angelehnt an die späte Romantik. Das Werk erwies sich als lebhaft heiter, und wurde von den Instrumentalisten mit viel Sinn für tiefgründige Leichtigkeit interpretiert. Letztendlich ergießt sich die Komposition in brüchige Walzer-Reflexionen, Musik, die in ihrer Substanz gefährdet zu sein scheint. Keine Spur von Wiener Strauss-Charme, sondern kühler und kritischer. Bei aller Kraft, die in der Musik liegt, scheint sie tragisch umweht.

 Seit 2016 spielt sie in der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen: Juliane Bruckmann

Aber weil es schöne Musik ist, und die Menschen Walzer eben lieben, wiederholte das „franz ensemble“ – als achter hatte sich Geiger Glenn Christensen dazugesellt – den vierten Satz des Oktetts mit der Bezeichnung „Mouvement de Valse“ noch einmal in der Zugabe.

► Der Abend wurde vom Deutschlandfunk aufgenommen und wird am heutigen 9. Juni ab 20.03 Uhr gespielt.