Welch ein prachtvoller Spaß!

Das 14. Konzert der „Gezeiten“ bot Musik-Comedy der feinsten Art

Aurich.
Einen „majestätischen Mischmasch“ nennt das Programmbuch der Gezeitenkonzerte das Treiben von „Igudesman und Joo“ auf der Bühne, programmatisch als „Mambo Jambo“ angepriesen. Wohl wahr. So ein temporeiches Durcheinander, wie es die beiden am Donnerstag (23. Juni) in der Stadthalle Aurich entfachten, muss man erst einmal inszenieren. Und das kann das um zwei Musikerinnen zum Quartett verstärkte Duo ganz brillant. Was in den ersten fünf Minuten noch etwas ratlos machte, entpuppte sich schnell als virtuoses Crossover mit komödiantischen Anteilen.

In jeder Körperhaltung bereit zum Musizieren und zum Blödeln: Lucy Landymoor am Vibrafon, Hyung-ki Joo und Aleksey Igudesman Bilder: Karlheinz Krämer

Klar, dass man derart hochgradigen, aber auch erstklassigen Unsinn nur dann betreiben kann, wenn man sein Instrument extrem gut beherrscht. Doch das ist schon wieder eine Fehleinschätzung, denn der Pianist Hyung-ki Joo und der Violinist Aleksey Igudesman spielen nicht nur „ihr“ Instrument in atemberaubender Weise. Zudem probierten sie eigentlich alles aus, was da auf der Bühne herumstand.

Auch mit Pianistin und Sängerin Yu Hariuchi trieben Aleksey Igudesman und Hyung-ki Joo ihre Scherze

Und das ist dank Lucy Landymoor sehr vieles. Die Perkussionistin hat nicht nur ein komplettes Schlagzeug aufgebaut, sondern auch ein Vibrafon und zahlreiche weitere geräusch-machende Gerätschaften. Unnötig zu sagen, dass sie darauf in bestechender Weise spielt. Zum Beispiel Beethoven. Kaum mag man das glauben – aber es funktioniert tatsächlich, wenn Hyung-ki Joo auf dem Piano die melodischen Anteile beisteuert. Dann wird das Schlagwerk zum dezent-eleganten Schmeichler und zum sehr exakten Akzentsetzer.

Spielte nicht nur Vibrafon und andere Perkussionsinstrumente, sondern auch erstklassig Schlagzeug: Lucy Landymoor

Aber da war noch mehr. Wenn Joo und Yu Hariuchi vierhändig Klavier spielen, dann ist dem musikalischen Irrsinn Tür und Tor geöffnet. Dann wird gedrängelt, über kreuz gespielt, sich gegenseitig vom Sitz geschubst – und dabei natürlich immer weiter gespielt. Zudem hat die junge Pianistin – ebenso wie Joo – eine grandiose Stimme, die sich zutraut, Schumann zu singen und dabei eine hochkomplexe Partitur umzusetzen. Das nötigte dann echten Respekt ab.

Ob Mambo oder „Maria“ aus der West Side Story, ob Libertango oder Schlaflied – da saß jeder Ton. Und die Musik verknüpfte Klassik und Jazz, Eigenkompositionen und Mozart, Klanggeräusche und Rachmaninow – welch ein wahrhaft prachtvoller Spaß, der vom Publikum mit begeistertem Applaus gefeiert wurde.