Gesamtwerk von eindrucksvoller Dichte

Gezeitenkonzert in Münkeboe mit konzertanter Lesung

Münkeboe. Eine rätselhafte Novelle – angesiedelt zwischen Mystik und Märchen, eine Schauspielerin – lesend mit ruhiger und gelassener Stimme, trainiert und versiert, ein Violinist von geschmeidiger Eleganz, ein Pianist mit Durchhaltevermögen. Dieses Trio hatte sich die Novelle „Das Lied der triumphierenden Liebe“ von Iwan Turgenjew zum Thema genommen. Der Text wurde begleitet, aber auch kommentiert durch Musikwerke des 19. Jahrhunderts, die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Person Turgenjews stehen.

Stephan Imorde, Ulf Schneider und Martina Gedeck beim Schluss-Applaus., der kraftvoll und anhaltend war. Bilder: Karlheinz Krämer

Denn der lebte im Haus der damals berühmten Sängerin und begabten Komponisten Pauline Viardot-Garcia. Er war der Frau verfallen, mit deren Tochter Marianne befreundet, die wiederum die Verlobte von Gabriel Fauré war. Der Sohn des Hauses, Paul Viardot, von dem nicht klar ist, ob er nicht ein illegitimer Sohn von Iwan und Pauline war, arbeitete ebenfalls als Komponist und schließlich ist da der Komponist Ernest Chausson, der den Text von Turgenjew zu einem ergreifenden Poéme umwandelte.

Ausdrucksstarkes Spiel – auch im Sitzen: Martina Gedeck. Im Hintergrund Geiger Ulf Schneider.

Diese komplizierte Melange aus Beziehungen und Bezügen strukturierte das Ensemble zu einem schlüssigen Programm. Faurés „Sonate für Klavier und Violine“ stand am Beginn – sie steht für enttäuschte Liebe, denn zuvor hatte Marianne ihre Verlobung aufgelöst. Dann wechselten sich Lesung und Musik ab – mit der Komposition „Six Morceaux für Violine und Klavier“ von Pauline Viardot-Garcia, die die Kapitel der Novelle mit jeweils eigenständigen kleinen Musikstücken umspülte.

Viel Technik: In der langgestreckten Kirche gibt es immer eine Übertragung, damit alle mitbekommen, was auf der Bühne passiert.

Eingearbeitet wurde auch noch eine Romance für Violine und Klavier von Paul Viardot, die in ihrem sentimentalen Ausdruck an Salonmusik erinnert, sowie – als Höhepunkt – Chaussons dramatisch kommentierendes „Poéme“.

So entstand aus den einzelnen Kunstwerken ein Gesamtwerk von eindrucksvoller Dichte, zusammengefügt von Martina Gedeck, die auch im Sitzen lebhaft schauspielte, von Ulf Schneider, der mit wunderbarer Intensität geigte und Stephan Imorde, der sensibel den Klavierpart darbot. 300 Besucher in der ausverkauften Kirche von Münkeboe waren vollkommen hingerissen von dem Abend.

Das gehört im gastfreundlichen Münkeboe einfach dazu: Bratwurst vom Grill mit Kartoffelsalat