Landes-Stipendium für Emder Künstlerin

Emden / Hannover. Die in Emden lebende Illustratorin Eva Werner hat ein Arbeitsstipendium des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (MWK) gewonnen und kann nun eine Arbeit abschließen, die in den Bereich „Comic“ gehört. Dafür hat die 38-jährige ein besonderes Konzept eingereicht, dass sie während ihres Studiums 2016 an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Hamburg entwickelt hatte.

Arbeitet experimentell: Eva Werner

„Irgendwo ist zumindest nicht hier“ heißt die Arbeit, die von der Frage ausgeht, was passiert, „wenn man dem Protagonisten einer Comic-Erzählung keinen Zutritt zu seiner eigenen Geschichte gewährt“. In ihrem Projekt habe sie den Protagonisten „einfach ausgeladen“, sagt Eva Werner im Gespräch mit KiE.

Das Ministerium belohnte den Ansatz mit einem Stipendium in Höhe von 5000 Euro und begründet die Vergabe wie folgt: „Eva Werner(Emden) wagt ein spannendes Experiment an der Grenze zwischen Bild und Text. Das minimalistische Kompositionsschema des Textes verbindet die Autorin und Künstlerin mit einer visuellen Bildsprache, die einen völlig neuen Blick auf aktuelle Themen ermöglicht.“

Eva Werner arbeitet also im experimentellen Bereich. Dabei geht es um leblose Dinge, die den nicht auftauchenden Protagonisten „umgarnen“. Und nun entwickelt Eva Werner ein Schema für den Text, das wie eine Collage wirkt und das derart layoutet wird, dass man unwillkürlich an das vielschichtige, über mehrere Spalten laufende Schriftbild von Arno Schmidt in „Zettels Traum“ erinnert wird. Neben einem Text, der in extremer Kürze mit unterschiedlichen stilistischen Mitteln – lexikalischer Eintrag, Gedicht, Werbetexte – um den Begriff „Ding“ kreist, werden diese Dinge in einer Randspalte fortlaufend alphabetisch benannt.

Insgesamt erlebt der Leser, wie sich die nicht vorhandene Hauptperson nach und nach dieser Dinge entledigt. Die kurzen Texte sind hoch literarisch, aber deren Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Dafür hat Eva Werner, die die Auszeichnung mit freudigem Erstaunen registrierte, nun eine unbestimmte Zeit zur Verfügung.

Wichtig ist es für Sie, Kontakt zu den Mit-Stipendiaten aufzunehmen. Henrik Szanto (Hannover) bringt in seinem aktuellen Schreibvorhaben „Zager Zauber“ einen lebhaften Ort der Literatur zum Sprechen, nämlich ein Haus, das über einer Buchhandlung acht sehr unterschiedliche Parteien bewohnen. Cornelia Achenbach (Osnabrück) gelingt es, mit ihrem Projekt „Josch“ ein gesellschaftlich relevantes Thema, die in Niedersachsen Anfang der 2000er Jahre eingeführten Babyklappen, mit dem Thema Freundschaft und Fragen nach Herkunft, Identitätssuche und Verlust zu verbinden.

Es sind also höchst unterschiedliche Projekte, die das Ministerium unterstützt. Minister Björn Thümler gibt dafür auch eine schlichte Begründung. Man würdige mit den Stipendien die Begabung der Schreibenden und die Qualität ihrer Werke, wird er in einer Pressemitteilung zitiert.

Für Eva Werner bedeutet die Vergabe, dass sie ein Herzensprojekt zu Ende führen und ihren experimentellen Ansatz erproben kann. Dieser wird nämlich zudem beschränkt durch Spielregeln, die „ein Ausbrechen aus meinem gewohnten Arbeitsmodus ermöglichen“. So hat sie festgeschrieben, dass es letztlich ebenso wenig eine Figurendarstellung in ihrem Bild-Text-Comic geben darf wie eine Ortsangabe, abgesehen vom Titel. Diese Regeln geben nun einen Raum frei, in den sie Neues einarbeiten kann – nämlich, wie es in ihrem Antrag an das Land heißt – Bildtypen aus Werbung, Design, Kunstgeschichte.

Gestaltungselemente werden, wenn das Comic-Buch abgeschlossen ist, vor allem die Weißräume, also die nicht bedruckten Flächen auf den Doppelseiten, sein. Zudem soll aber auch das Blättern der Seiten als rhythmisierendes Element dienen, das zudem die Handlung vorantreibt.

Ewa Werner beruft sich in ihrem Entwurf auf den Typografen Emil Ruder, „der eine der schönsten Beschreibungen für die Wirkung des Weißraums im elften Spruch des Lao-Tse fand“. „Dreißig Speichen treffen die Nabe, aber das Leere zwischen ihnen erwirkt das Wesen des Rades.“