Musiker machten vor keinem Format halt
Musikalischer Sommer in Ostfriesland gastierte mit einem besonderen Format in Bagband
Bagband. Was war das? „Primetime in der Wolfsschlucht“. Eine höchst ungewöhnliche Kombination aus Wort und Ton. Ein Spiel um die Musik mit Mitteln aus Journalismus und TV-Format? German Horn Sound versetzte zunächst einmal ins Staunen. Sie selber sprechen übrigens von „Projekt“, wenn sie ihre Collagen ansprechen.
Es ging um den „Freischütz“ von Carl Maria von Weber. Es ging aber nicht darum, einfach die Musik zu spielen, sondern die vier Hornisten näherten sich aus verschiedenen Richtungen dem Komponisten und seinem Werk an – und das in drei Akten, samt Ouvertüre und Intermezzi. Der erste Akt führte ins Jahr 1786, als Weber geboren wurde und bot eine Mischung aus Nachrichten der Zeit und Musik der Zeitgenossen: Haydn, Mozart, Beethoven. Der zweite Akt brachte einen unterhaltsamen Talk zwischen Schubert, Schumann, Mendelssohn-Bartholdy und Weber, der dritte einen Quiz zwischen Brahms und Richard Wagner, die dabei – Weber ist schon tot – quasi einen Rückblick auf den „Freischütz“ wagen.
Das Personal der jeweiligen Akte generierte sich aus den vier Hornisten Christoph Eß, Stephan Schottstädt, Ivo Dudler und Timo Steininger, die nicht nur moderierten, ihre Rollen ausfüllten, sondern natürlich auch spielten. Und da wurde vor keinem Format halt gemacht, ob Oper, Symphonie, Lied, ob Chor, Arie oder Konzert – alles ließ sich in klugen Arrangements für die Besetzung umarbeiten. Und natürlich war Bagband mit seinen vielen Bäumen des Kirchhofes für die stark am Jäger-Natur-Format ausgerichtete Musikauswahl prächtig geeignet: es gab den „Jäger-Chor“, „Jägers Abendlied“, „Jäger-Abschied“, es gab Nachtgedanken und Naturmotive wie die „Hebriden-Ouvertüre“ – und natürlich hörte man immer wieder Musik aus dem „Freischütz“.
Die vier Musiker hatten keinerlei Mühe, zwischen Instrument und Spiel zu wechseln, zeigten sich auch als durchaus begabtes Gesangsquartett, waren zwischendurch als ihre eigenen Bühnenbauer und Requisiteure tätig, bedienten in den beiden Pausen zudem den CD-Stand. Da das Publikum mehrfach in das Spiel einbezogen wurde, entwickelte sich schnell sympathische Nähe. Und schließlich durften die Zuhörer aus einem Dreifach-Angebot noch die Zugabe auswählen. Sie entfiel auf den „Pilger-Chor“ aus Richard Wagners „Tannhäuser“.
Fazit: Es war ein musikalisch hochwertiger Abend, der interessante und lehrreiche Inhalte bot, ohne belehrend zu wirken. Die Befürchtung, durch die vielen kurzen Beiträge – hier ein Satz, dort ein Auszug – könnte die Qualität insgesamt Schaden nehmen, erwies sich als unbegründet, zumal es immer wieder längere Passagen gab, in denen ein Musikstück brillieren konnte.