Die Gezeitenkonzerte als Chance

Ein Mitglied des Festival-Teams: Volker Maurer

Aurich. Die Konzertbesucherin wirkt etwas ratlos. „Haben Sie vielleicht mein Handy gefunden?“ Nein, das hat Volker Maurer nicht. Aber er weiß Rat. „Fragen Sie mal bei Wiebke Schoon nach“, rät er. Da kommt die Mitarbeiterin der Ostfriesischen Landschaft auch schon an. Das Handy wurde gefunden, bei ihr abgegeben und – sofort zugestellt.

Immer gut drauf: Gezeiten-Mitarbeiter Volker Maurer. Bilder: Karlheinz Krämer

Diese kleine Alltagsszene ist typisch für das Gezeiten-Festival. Es besteht eine familiäre Nähe zwischen Mitarbeitern und Publikum, die von allen Beteiligten gefördert wird. Seit 2019 gehört auch Volker Maurer zu dieser Festivalfamilie, die er schätzt und genießt.

Beim Eröffnungskonzert in Esens war er zwar nicht dabei. Da musste der einstige Bundeswehrangehörige zur Hochzeit eines Neffen. Doch ansonsten ist seine Bilanz makellos. Bei allen Konzerten war und ist der Mitarbeiter im Gezeiten-Team dabei – platziert Stühle, reserviert Sitzplätze, stellt die Gezeiten-Flaggen und die Hinweisschilder auf, sorgte für den korrekten Einlass, weist auch mal Plätze zu, ist Ansprechpartner bei Fragen jeder Art – immer verbindlich, immer freundlich – und immer pünktlich. Denn zu seinen Aufgaben gehört auch „das Gongen“, wenn die Pause zu Ende ist und die Konzertbesucher daran erinnert werden, dass es nun mit dem Musikprogramm weitergeht.

Volker Maurer ist aktiver Rentner. Aber er ließ sich von Reinhard Schmidt, dem Vater des organisatorischen Leiters der Gezeitenkonzerte, Raoul-Philip Schmidt, anwerben – für einen Sommer-Job im Team. Reinhard Schmidt und Volker Maurer kennen sich seit langem. Beide taten nämlich Dienst bei der Luftwaffe.

Volker Maurer war Radarleitoffizier. Er organisierte die Flugsicherung im Rahmen der Luftverteidigung. Nach Stationen in Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern, wieder Westfalen wurde Maurer schließlich nach Broekzetel versetzt, wo er unter Tage saß und die Flieger in Wittmund überwachte – alles auf dem Bildschirm, denn die modernen Geräte lassen es zu, von Ostfriesland aus den Flugverkehr in ganz Deutschland zu überwachen. Als Maurer 1973 anfing, gab es 24 Radarstationen, heute sind es aufgrund der technischen Entwicklung gerade noch zwei.

Immer pünktlich: Volker Maurer mit dem Pausengong

Nach aufregenden Jahren im aktiven Dienst, beendete Volker Maurer seine Laufbahn 2012 als Hauptmann. Es folgten drei Jahre als Lehrer in Erntebrück im Siegerland. Dann war Schluss – so lange bis Reinhard Schmidt anfragte.

Zur Musik hat Volker Maurer ein freundschaftliches Verhältnis und ist „offen für alle Richtungen“, wie er selber anmerkt. Aber Konzerte mit Bläsern sind für ihn ein wahres Vergnügen, ein Highlight, da er selber Tenorhorn spielt – in der Lamberti-Gemeinde Aurich, wo er leidenschaftlich Kirchenmusik betreibt. Der Posaunenchor, dem Volker Maurer angehört, leidet zwar unter Personalmangel. „Aber noch geht es.“

Seinen Job bei den Gezeiten sieht Maurer als Chance. „Ich wollte mal wissen, wie das so ist.“ Und dieses Bedürfnis hat ihn bisher nicht enttäuscht. Er schätzt die Kollegialität, den freundlichen Umgang innerhalb des Gezeiten-Teams. Aber besonders begeistert ist Maurer vom künstlerischen Leiter, dem Pianisten Matthias Kirschnereit. „Ich mag, wie er spielt. Ich schätze ihn aber, weil er so zugewandt ist und immer Mensch bleibt.“