Uli und seine Schmusekugel

Das Elektrogefährt und sein Fahrer sind Sonntag in einer TV-Doku zu sehen

Emden. Uli Goebel (84) benötigte Anfang des Jahres ein neues Fahrzeug. Und weil der Vorsitzende der Emder Shanty Gruppe praktisch veranlagt ist, bestellte er sich statt eines Automobils einen stabilen Elektro-Kabinenroller, der ihn nun mit 45 Kilometern in der Stunde durch Emden chauffiert – ein Mini-Gefährt mit zwei Sitzplätzen, vier Rädern, Radio, Rückfahrkamera und ausreichend Platz für seinen Rollator. „Ich möchte ja nur in Emden unterwegs sein, einkaufen und erledigen, was sonst noch so anfällt. Da reicht der Kabinenroller völlig aus.“

Hat vier Räder, ist aber kein Auto: Uli Goebel mit seinem Kabinenroller

Das Laufen fällt Uli Goebel nämlich schwer. Der Rücken macht Probleme. Aber ein Seniorenmobil von der Kasse wollte er partout nicht haben. Es sollte etwas anderes sein, das auch bei schlechtem Wetter einen Ausflug ermöglicht.

Um den blauen Roller aufzuladen, braucht es zwar sechs Stunden, aber dann besteht eine Reichweite von 60 Kilometern. „Ich bin wieder richtig beweglich geworden – mit dem Ding“, schwärmt der Shanty-Man. Außerdem muss er keine Steuern zahlen, und die Versicherungssumme ist überschaubar. Also alles bestens!

Dann kam ein Brief bei der Shanty Gruppe an – von einer Kölner Produktionsfirma, die dem Privatsender RTL zuarbeitet. Man suche ältere Menschen, die noch selbständig Auto fahren und Lust hätten, an der Doku „Alt und abgefahren“ teilzunehmen. Keiner der Sänger wollte da mitmachen. Keiner – bis auf Uli Goebel. Der stets gut gelaunte Senior dachte sich: „Warum denn nicht?“ Und weil er den Schabernack liebt, machte er sich einen Spaß daraus, seiner Bewerbung einen Hinweis auf seinen Kabinenroller beizufügen. Das kam bei der Produktionsfirma gut an.

Einfache Ausstattung: Fahrersitz und hinten die Bank für den Beifahrer – das ist der ganze Stolz von Uli Goebel

Vor Pfingsten erschien eine Mitarbeiterin in Emden, die gemeinsam mit Goebel einen Fragebogen ausfüllte, um seinen biographischen Hintergrund zu erfahren. Außerdem wurde eine kleine Kamera im Innenraum des Rollers installiert und eine Probefahrt aufgenommen. Nach Pfingsten ging es weiter. Ein Kamerateam mit jungen Leuten tauchte auf – und nun wurde gefilmt – beim Übungsabend der Shanty-Gruppe, in der Stadt, auch in Goebels Wohnung im Alten- und Pflegeheim im Am Wall, wohin er nach dem Tod seiner Frau gezogen war.

Und natürlich musste Goebel sein Können mit dem Kabinenroller vorführen. Shanty-Man Jan-Udo Richter wurde als Beifahrer eingeladen, und dann ging es kreuz und quer durch die Stadt und durch den Hafen und auch raus zur Knock. Da allerdings hatte der flotte Fahrer vergessen, den Roller ganz aufzuladen, und er blieb auf dem Rückweg auf der Larrelter Straße stehen. Doch das Malheur wurde von den Mitarbeitern der Produktionsfirma in Ordnung gebracht, und Goebel schwärmt noch heute von der Hilfsbereitschaft der jungen Leute.

Tags drauf kam ein Fahrlehrer aus Köln, der die Fahrtüchtigkeit des Senioren überprüfen sollte. „Tja, was soll ich sagen? Ich bin durchgefallen“, strahlt Goebel, für den das Ganze ein Riesenspaß war. Er hatte tatsächlich einen Fahrfehler begangen. Nur weiß man bei Goebel nie so recht, ob er den nicht womöglich absichtlich gemacht hat. Denn der erfahrene Autofahrer hatte sich mächtig darüber geärgert, dass der Mann aus Köln „so hochnäsig“ reagierte, als ihm klar wurde, dass er auf dem schmalen Rücksitz des Minigefährts Platz nehmen sollte. „Mit dem bin ich dann erst einmal über die holprigsten Straßen Emdens gefahren. Der Roller hat nämlich keine gute Federung – sein einziger Nachteil“, kichert Goebel – und freut sich diebisch über seinen Streich.

Seit der Senior mit seinem Kabinenroller im Heim aufgetaucht ist, haben er und das Gefährt bei den Bewohnern einen Spitznamen. „Ulis Schmusekugel“ ist mittlerweile allbekannt. Und weil „Uli“ einer ist, der gerne für Stimmung sorgt, hat er seine Mitbewohner, die Shanty Gruppe und die Familie zu seinem 85. Geburtstag eingeladen. Der wird mit Kaffee, Kuchen und Grillgut am 31. August im Café des Heims gefeiert. Drei Tage vorher aber kann man Uli Goebel und seine Fahrkünste im Fernsehen sehen. Dann erfolgt die Ausstrahlung von „Alt und abgefahren“ (28. August, um 16.45 Uhr auf RTL).

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