Heiterer Spaziergang durch die barocke Orgelmusik

Norden. Welch ein prachtvolles Konzert! An der Schnitger-Orgel spielte Thorsten Ahlrichs, Organist aus Ganderkesee. Und er spielte bestechend ausgefeilt, so dass die Zuhörer in der gut besuchten Ludgerikirche eines runden Musikerlebnisses gewiss sein konnten. Dabei hatte Ahlrichs sich die Kompositionen in höchst spannender Weise zusammengestellt. Er schickte Arp Schnitger nämlich auf eine Europa-Reise. Beginnend bei Vincent Lübeck in Norddeutschland gab es einen Abstecher zu Bach in Weimar. Nächste Stationen waren Frankreich und Italien, ehe die Tour nach Hamburg zurückführte – wo Buxtehudes wunderbares „Präludium in A-Dur“ an den Schluss eines in dieser Weise ereignisreichen Spaziergangs durch die barocke Orgelmusik gestellt war.

Im Zentrum befand sich – geradezu monolithisch – Bach mit seinem Concerto BWV 594 nach Vivaldis „Il Grosso Mogul“ – ein lang ausuferndes, vielgestaltiges, dabei aber spritziges und charmantes Werk – Würdigung eines indischen Machthabers mit den Mitteln europäischer Musik. Ahlrichs gestaltete das Concerto, das Bach nahezu 1:1 von Vivaldi übernommen, für die Orgel aber prachtvoll zugespitzt hatte, mit hinreißender Spielfreude und teilweise tänzelnder Attitüde – und machte die gut 20 Minuten dauernde Komposition mit leichter Hand zu einem freudenvollen Element seiner vorwiegend heiteren imaginären „Reise“. Dieser hatte er mit dem Lübeck-Präludium in d-moll bereits einen klangsatten Auftakt gegeben – in ebenmäßiger Symmetrie zum abschließenden Buxtehude, wobei Ahlrichs dessem Präludium in A-Dur einen umfassenderen Charakter zuwies, obwohl – das war unschwer zu überhören – die beiden Norddeutschen in der musikalischen Auffassung stilistisch eng verwandt sind.

So waren aber auch die anderen Stationen mit bekannten Komponistennamen besetzt – mit Alessandro Scarlatti, dem Sonaten-Schreiber, der in diesem Fall mit einer Toccata primo tono verschliffen mit dem barocken Satzmodell „La Folia“ zur Reiselust beitrug. Und schließlich hatte Ahlrichs auch Georg Muffat mit einer „Toccata“ ins Programm aufgenommen – insgesamt eine sehr schöne Auswahl, die dem Publikum zusagte, so dass sich der Organist dann auch mit viel Beifall verabschiedet sah. Der Applaus würdigte aber auch den „Star“ des Abends – die Orgel Arp Schnitgers, der zwar schon 1719 starb, dessen Instrument aber die Musik seiner Zeit seit nunmehr 300 Jahren in schönster Weise zu präsentieren vermag.