Vortrag über den „Hetzer des Nordens“

Aurich. Ein besonderes Kapitel der Geschichte im Bereich Weser-Ems schlug der Vortrag von Dr. Joachim Tautz (Oldenburg) auf, der im Rahmen der gemeinsamen Veranstaltung von Landschaftsbibliothek und Niedersächsischem Landesarchiv – Abteilung Aurich im Forum der Ostfriesischen Landschaft sprach. Es ging um Gauleiter Carl Röver, den Tautz in seinem politischen Umfeld betrachtete. Der private Bereich blieb weitgehend ausgespart – und damit auch die Möglichkeit eines umfassenden Einblicks in ein Leben, das 1889 in Lemwerder begann und 1942 in Berlin endete.

Allerdings habe sich dieses private Leben wohl auch wesentlich im abgeschirmten Raum bewegt – umwabert von bewusst verfälschten Zusammenhängen. So habe er aufgrund seiner Herkunft aus der historischen Landschaft Stedingen versucht, diese zu heroisieren und zu ideologisieren – und sich selber gleich mit. Denn er haben versucht, diese Herkunft – in Stedingen fand 1234 die „Schlacht bei Altenesch“ statt, zu nutzen, um sich als Abkömmling eines Rittergeschlechtes darzustellen. Seinen Namen „Röver“ habe man in diesem Zusammenhang als „Führer“ eingedeutscht. Dabei könne man diesen Namen wohl mit ebensoviel Recht als „Räuber“ übersetzen, meinte Tautz.

Röver war der Sohn eines Kaufmannes. Er absolvierte eine kaufmännische Lehre bei einer Kaffeefirma in Bremen. Von 1911 bis 1913 arbeitete er auf einer Handelsniederlassung in der deutschen Kolonie Kamerun. Im Ersten Weltkrieg war er in Flandern eingesetzt. Dann wurde Röver zur Propagandaabteilung des Heeres versetzt. Schon 1923 erklärte Röver seine Mitgliedschaft in der NSDAP, wobei diese im selben Jahr verboten wurde. Nach der Wiederzulassung stieg Röver in der Partei systematisch auf: Ortsgruppenleiter, Gauleiter, Abgeordneter – bis er dann Oldenburger Ministerpräsident und schließlich Reichsstatthalter für Bremen und Oldenburg wurde.

Sein „Nachruhm“ ist eindeutig negativ. Tautz: „Röver erhob sich über jegliches Recht.“ Er sei „stolz“ gewesen, als „Hetzer des Nordens“ zu gelten und verfasste kurz vor seinem Tod eine Denkschrift, in der er Vorschläge für eine „Optimierung“ der nationalsozialistischen Regierung machte. Sicher sei so Tautz, dass Röver zu den Hauptverantwortlichen des nationalsozialistischen Terrors in Weser-Ems gehört habe.