Bibliothek verschiebt Antje-Brons-Ausstellung
Arbeiten an der aufwändigen Ausstattung der Präsentation laufen dessen ungeachtet weiter
Emden. Die Johannes a Lasco Bibliothek verschiebt die große Ausstellung „Antje Brons und ihr Jahrhundert“ um ein halbes Jahr. Statt am 27. November wird die Schau nun am 2. April 2023 eröffnet, dem 121. Todestag der bedeutenden Emder Mennonitin und Kirchenhistorikerin. Das gab die Bibliothek jetzt bekannt.
Grund für die Verlegung ist der nahezu zeitgleiche Beginn der Bauarbeiten zur Zukunftssicherung der Bibliothek, wie der wissenschaftliche Vorstand, Professor Dr. Kestutis Daugirdas, mitteilte. Wie berichtet, wird das Haus umgebaut, vor allem um Arbeitsplätze für die wissenschaftlichen Mitarbeiter zu schaffen und die Strukturen im nördlichen Seitenschiff zu verbessern. Da man bei einem Umbau immer auch mit Staub rechnen müsse, könne man nicht zeitgleich eine Ausstellung zeigen. „Das ist suboptimal“, sagte Daugirdas. Die Entscheidung sei kurzfristig gefallen, nachdem feststand, dass die Finanzierung des Bauvorhabens gesichert sei.
Die vorgesehene Absenkung der Temperatur innerhalb des Hauses im Zusammenhang mit der Energie-Krise habe nur unwesentlich zur Entscheidung beigetragen, sagte Daugirdas. Man könne mit Rücksicht auf Gemälde und Bücher eh nur um wenige Grad reduzieren.
Ungeachtet der zeitlichen Verschiebung gehen die Arbeiten an der Ausstattung der Ausstellung unvermindert weiter. Eines der auffälligsten Objekte wird mit „Bordmitteln“ im Haus selbst gebaut – die Schauseite des sogenannten Teehauses der Antje Brons. Eventmanager Udo Bleeker ist dabei, das Fassadenteil im aufwändigen Fachwerk-Stil im Maßstab 1:2 nachzubauen. Es wird auf dem Balkon im 1. Stock stehen, und weil Bleeker an alle Eventualitäten denkt, hat er einzelne Module gebaut, so dass die gesamte Konstruktion schnell auf- und wieder abgebaut werden kann – etwa, wenn der Balkon bei Veranstaltungen gebraucht wird. Zudem steht die gesamte Fassade auf Rädern und ist somit auch als Ganzes leicht beweglich. „Das muss man sich wie eine Theaterkulisse vorstellen“, sagt Bleeker.
Im „Innern“ des Teilbaus gibt es ein Einbauregal für die Unterbringung von Tee-Geschirr, wie es auch im Original, das noch heute im Garten der Brons-Villa in der Bollwerkstraße steht, vorhanden ist. Außerdem wird der Ofen, mit dem das Teehäuschen beheizt wurde, von der Familie zur Verfügung gestellt. So entsteht ein kleiner Eindruck davon, wie Antje Brons in dem Haus gearbeitet hat, versichert der Kurator der Ausstellung, Dr. Klaas-Dieter Voß.
Bleeker und Voß konnten sich eingangs im Original des Teehäuschens umzusehen, die Maße nehmen und Details fotografieren. Daraus wurde der verkleinerte Bauplan entwickelt. Zudem erstellte der in Handwerksdingen erfahrene Udo Bleeker einen Schnittplan, um möglichst kostengünstig zu arbeiten und den Verschnitt klein zu halten. Die großen Fenster wurden im Internet entdeckt – und wie es der Zufall wollte, fanden sich exakt die Maße, die für das Modell nötig waren. Da im Teehaus bleiverglaste Fenster eingebaut sind, ließ Bleeker sich entsprechende Folien fertigen, die nun den gewünschten Eindruck simulieren. So gewinnt das Studierzimmer der Antje Brons langsam Struktur.
Derweil gehen auch die inhaltlichen Arbeiten zügig voran. Kurator Klaas-Dieter Voß stößt auf eine Vielzahl weiterer Informationen, bekommt aus der weit verzweigten Familie Ausstellungsstücke überreicht, erfährt immer mehr über das Leben und Wirken der aus Norden stammenden Frau. Antje Brons war mit dem Emder Kaufmann, Reeder und Mitglied der Nationalversammlung Ysaak Brons verheiratet und gebar elf Kinder, von denen neun überlebten. Neben einer regen schriftstellerischen Tätigkeit, trieb sie die Gründung einer Höheren Töchterschule voran, war Mitgründerin eines Kindergartens und generell in sozialen Fragen aktiv.
Diese Fakten, untermauert mit einer Vielzahl von neuen Aspekten, aber auch das gesamte urbane und wirtschaftliche Leben der Stadt will die Ausstellung aufgreifen. „Das ist im Moment wie ein Puzzle, in dem viele kleine Details letztlich ein großes Ganzes ergeben“, sagt der wissenschaftliche Mitarbeiter der Bibliothek.