Menschen im Hotel
Larrelter Spöldeel spielt „Kabeljau un witte Rosen“
Larrelt. Eigentlich hätte die Larrelter Spöldeel im letzten Jahr ihr 40-jähriges Bestehen begehen können. Da die Spieler aber durch die Pandemie nicht feiern konnten, holten sie es jetzt nach – mit dem Vierakter „Kabeljau un witte Rosen“, der eine große Anzahl von Menschen in einem Hotel aufeinandertreffen lässt. Da geht es dann munter um unterschiedliche Lebensvorstellungen, Bedürfnisse und auch um sich verschiebende Paarungen – denn natürlich dauert es nicht lange, bis es ein menschliches Kuddelmuddel gibt.
Dazu hatten die Larrelter insgesamt zwölf Spieler auf der Bühne in der Turnhalle der Larrelter Schule – mehr ging auch nicht. Daher wurde die jeweilige Ankunft der Gäste in den Saal verlegt – samt einem rasanten Fahrradspurt, was für allerhand Bewegung sorgte.
Im Zentrum des Spiels steht Empfangschef Jost Manders (Bonno Poets), der von der Rezeption aus die Fäden in der Hand zu halten versucht. Poets – ausgestattet mit entsprechender Kleidung – setzte das mal gelassen, mal energisch um. Allerdings konnte er gegen Taline Berndt als Josephine Jolinck nicht ankommen. Die einstige Nachtclub-Tänzerin behielt mit Leichtigkeit die Oberhand, hatte keine Scheu die Hotelgäste mit Schilderungen ihrer einstigen Tätigkeit zu verblüffen und bildete überhaupt den amüsanten-unverschämten Kern des Stückes.
Tina Berndt ließ sich als Zimmermädchen und Bedienung ebenfalls „die Butter nicht vom Brot nehmen“ und gestaltete selbstbewusst – mal mit Handtüchern, mal mit Milchgläsern, mal mit Cognac-Schwenkern – ihre „tragende“ Rolle. In jedem Stück gibt es skurrile Personen. In diesem Fall glänzten Hans Joachim Jacobs-Grünefeld und Jutta Evers als Bauern-Ehepaar Harm und Meta. Bauer Harm war „Debütant“, was man allerdings der textsicheren und auch spielerisch ausgezeichneten Leistung wegen kaum glauben konnte. Running Gag: Harm trennt sich nie von seinen Klumpen und trinkt nur Milch. Klischee pur, aber amüsant dargestellt, denn auch Meta stand der Figur des Harm in Nichts nach.
Eine andere kuriose Paarung waren Emma (Marion Groenefeld) und Matthias (Franz Ludwigs). Die beiden spielten ein Geschwisterpaar, wobei Emma sich als diktatorisch besorgte Sachwalterin der brüderlichen Gesundheit aufspielte, was er sich mit Engelsgeduld gefallen ließ. Aber am Ende kommt es ja immer anders als man denkt. So auch hier.
Schwerenöter Hans (Alfred Schulte, der in der nächsten Woche von Hans-Werner Kuhnert abgelöst wird) wollte mit seiner künftigen Privatsekretärin und derzeitigen Flamme Lily (Silke Janssen) eigentlich ein erotisches Abenteuer erleben. Pech nur, wenn auch in dieser Beziehung nichts so klappt, wie erhofft und sich statt dessen eine Fülle weiterer, allzu bereitwilliger Damen im Hotel befindet. Dann wird es pikant – zumal ein weibliches Wesen darunter ist, das fatal nach der eigenen Ehefrau aussieht.
Der rasanten Radfahrerin Victoria gab Hilke Seebens eine fröhliche, aber sehr entschiedene Attitüde. Zudem zeigte sie sich mutig genug, auch mit Jost als Mitfahrer auf dem Gepäckträger eine halbe Runde durch den Saal zu drehen. Man wähnte schon, die beiden aus dem Catering-Bereich herausfischen zu müssen, aber Nein – sie schafften tatsächlich den Weg zum Ausgang. Dann gab es auch noch zwei Zechprellerinnen, die Inga Janssen und Eske Martens mit einiger Hemmungslosigkeit in Szene setzten, wobei sich beide sehr frei auf der Bühne bewegten, was besonders bei Debütantin Eske eine erfreulichen dauerhaften Zuwachs für die Spöldeel vermuten lässt.
Inszeniert hatte Gunda Henschke, die es schaffte, alle Spieler beschäftigt zu halten. Jeder fand zur rechten Zeit die richtige Tür und die richtige Stelle für seinen Auftritt – nicht einfach bei dem Gewusel auf der Bühne. Ilona Shaker hatte als Stöhnpaal mehr als gewohnt zu tun, was angesichts der langen Spielpause aber nun wirklich kein Wunder war. Für Aufbau und Technik war Wilhelm Rohdmann zuständig.
Der Vorsitzende des Larrelter Dorfvereins e.V., Bernd-Thomas Martens, machte den Umfang des Aufwands deutlich, der betrieben wird, um überhaupt spielen zu können. Insgesamt seien mehr als 50 Leute dabei – für Auf- und Abbau, die Einrichtung der Turnhalle, den Bühnenbau, das Catering. Die örtliche Feuerwehr sei von Anfang an beteiligt, um für Sicherheit zu sorgen. Und das alles müsse zusammengehalten werden, sagte Martens gegenüber KiE. Gleichwohl ist er wohlgemut, dass die Larrelter Spöldeel auch in den nächsten Jahren mit viel Spielfreude weitermachen werde.