Lebhaftes Barock in kalter Kirche

Weener. Mit einem Konzert des Kölner Organisten Léon Berben ist am Sonntag die Saison in der Georgskirche in Weener zu Ende gegangen. Berben hatte sich ein Programm gegeben, das die Werke von Matthias Weckmann und Johann Jacob Froberger gegenüberstellte, und deren Kompositionen um Musik von Bach und Buxtehude ergänzt. Insgesamt ein Programm, das verschiedene Formen der Orgelliteratur vorstellte: da stand ein phantasievolle Praeludium am Anfang, Choralbearbeitungen, wobei „O lux beata trinitas“ von Weckmann das Programm umrahmte, gab es mehrere. Des weiteren standen Toccata, Capriccio sowie Fantasia auf dem Programm.

Prächtig: die Arp Schnitger Orgel von Weener. Bild: Organeum

Im wesentlichen konzentrierte sich das Programm aber auf Weckmann und Froberger. Beide wurden 1616 geboren, in ihrer beider Leben fällt der Dreißigjährige Krieg, beide lernten sich am Dresdner Hof kennen, und beide schätzten den jeweils anderen und dessen Kompositionen sehr. Allerdings ist Berben nicht der einzige, der die beiden gegenüberstellte.

Lebt in Köln: der niederländische Organist und Cembalist Léon Berben

Schon Berbens Lehrer Gustav Leonhard hat Werke der beiden Musiker kontrastiert, ebenso der aus dem Krummhörner Orgelfrühling bekannte Organist Wolfgang Zerer. Offensichtlich faszinieren nicht nur die vielen biographischen Übereinstimmungen, sondern auch die lebhafte, kreative Form des Komponierens, die einerseits ganz in die Zeit passt, andererseits aber in der Auswahl der Register, in manchen eingestreuten Verschleifungen, in sehr unterschiedlichen Tempi individuelle Merkmale schafft.

Dieses Typische war erstaunlicherweise in der Musik Johann Sebastian Bachs nicht auszumachen. Die beiden vorgestellten Werke gehören anscheinend zu den selten gespielten. Ihnen fehlte – bei aller musikalischen Qualität – jenes „zündende“ Verständnis, das seinen Kompositionen sonst zueigen ist, jenes intuitive Wissen „Ja, das ist Bach!“

Dass Berben ein anspruchsvolles Programm zusammengestellt hatte, kann man wohl sagen. Dass er es mit allem klanglichen Schönheiten der Alten Musik versah, erlebten die Besucher des Konzertes, die sich in ungewöhnlich großer Zahl in der Georgskirche versammelt hatten. Diese präsentierte sich zwar recht kühl temperiert, aber die breit gelagerte, mächtige Orgel war prachtvoll ausleuchtet und klanglich bestens disponiert.

Ein besondere Würdigung bedeutete es, dass Orgelbaumeister Jürgen Ahrend, mittlerweile 92 Jahre alt, dem Konzert beiwohnte und sich anschließend noch mit Berben unterhielt. Ahrend hatte die Orgel 1978 bis 1983 restauriert und sie in die Klangwelt Arp Schnitgers zurückgeführt. 2021/22 wurde die Werkstatt erneut mit einer Sanierung beauftragt. Dabei rekonstruierte man unter anderem die Prospektpfeifen und intonierte die gesamte Orgel neu.