Reformierte Kirche will eigenständig bleiben

Emden. Obwohl die Evangelisch-reformierte Kirche zu den kleinsten Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschalnd (EKD) gehört, will sie ihre Eigenständigkeit behalten. Zudem möchte die Kirche – allen bestehenden und sich noch anbahnenden Problemen zum Trotz – ein attraktiver Arbeitgeber bleiben. Das sagte der stellvertretende Präses Jakobus Baumann im Rahmen einer Pressekonferenz am Tagungsort, der Johannes a Lasco Bibliothek.

Die Hohe Synode tagt in der Johannes a Lasco Bibliothek

Die jetzt tagende Gesamtsynode soll dazu Möglichkeiten eröffnen und Strukturen auf den Weg bringen, um das Ziel erreichbar zu machen. Dabei steht die Kirche vor großen Herausforderungen, wie Kirchenpräsidentin in ihrem Bericht mitteilte. Bis 2040 wird es nur noch rund 50 Pastoren geben, die Zahl der Gemeindeglieder wird sich auf rund 120 000 reduzieren. Derzeit sind es rund 120 Pastoren und 162 500 Glieder in 143 Gemeinden, die wiederum in neun Synodalverbänden organisiert sind.

Dabei sei die Mitgliederentwicklung im EKD-Vergleich noch günstig, sagte Vizepräsident Helge Johr. „Wir Reformierte gehören zu den drei von 20 Gliedkirchen der EKD mit den geringsten Austrittszahlen.“ In diesem Jahr werden sich – abgesehen von den sinkenden Zahlen durch den demographischen Wandel – rund 2100 Mitglieder von ihrer Kirche abwenden, rechnet er vor. Damit wird auch die Kirchensteuer sinken. „Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben wird sich deutlich spreizen, wenn wir nichts tun.“ Angesichts dessen nütze es nicht, Einsparungen vorzunehmen. Man müsse grundlegend umsteuern.

Um sich auf die neuen Gegebenheiten einzustellen, gelte es, „den Turbo-Gang einzulegen“, kündigte Baumann an. „Das kann ein ganz großer Wurf werden“, man sei aber erst am Beginn der Diskussion. Erste Maßnahmen sollen aber schon bis zum Herbst 2023 greifen. So will das Moderamen „im Dialog mit allen kirchlichen Organen“ neue gesetzliche Regelungen vorschlagen. Man will dafür Klausurtage einführen.

Zudem ist sich die Kirchenleitung einig, dass man verstärkt Quereinsteiger benötigt, um den pastoralen Ausfall abzumildern. „Das ist nicht einfach, denn wir möchten natürlich keine Minderung bei der Qualität“, wirft Kirchenpräsidentin Dr. Susanne Bei der Wieden ein. Auch müsse man sich fragen, ob eine solche Maßnahme so attraktiv gestaltet werden könne, dass man damit ausreichend neues Personal gewinnen könne. Ein Argument für den Pastorenberuf sieht die Kirchenleitung im Beamtenstatus, den die Pastorenschaft behalten soll. In unsicheren Zeiten gebe die Verbeamtung Sicherheit.

Um die Zahl der Gemeindeglieder anzuheben, hat die EKD für das vierte Wochenende im Juni 2023 ein Tauffest angekündigt. Die Reformierten werden dabei mitmachen. Sie haben sich allerdings auch ein eigenes Konzept zurechtgelegt, das sich „tauffrisch“ nennt und darauf abzielt, Eltern wieder für die Taufe ihrer Kinder zu begeistern. Während der Corona-Zeit hatte es hier massive Einbrüche gegeben.