Staatssekretär erhält Plattdeutsch-Keerlke

Auszeichnung für Verdienste um die plattdeutsche Sprache wurde in Hinte vergeben

Hinte. Der Parlamentarische Staatssekretär bei der Bundesministerin des Innern und für Heimat, Johann Saathoff (SPD), ist der neue Träger des Keerlke-Preises für Verdienste um die plattdeutsche Sprache. Die Auszeichnung wurde ihm am Freitagabend im Hotel Novum in Hinte überreicht. Dazu hatten sich zahlreiche Vertreter unterschiedlicher Einrichtungen aus Politik, Heimatverbänden und Kultur versammelt.

Een Lüttje Keerlke für den Bundespolitiker: Johann Saathoff, Hans Freese, Vorsitzender des Vereins Oostfreeske Taal, und Laudator Frank Baumann

Saathoff selber hielt vor der Verleihung eine launige Festrede, in der er erläuterte, wie er als Bundestagsabgeordneter dem Hohen Haus das Plattdeutsche schmackhaft machte, indem er in jede Rede, die er halten musste, einen plattdeutschen Satz einwob. „Der Bundestag fand das cool“, berichtete der Politiker vor den zahlreich erschienenen Gästen. Dann erreichte ihn eine Anfrage, ob er wohl eine ganze Rede auf Platt halten könne. Die AfD hatte nämlich argumentiert, sie würde gerne Deutsch als Landessprache festschreiben lassen. Saathoff sollte auf Platt kontern. Das wollte er auch, durfte aber nicht. Der damalige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble verbot es zunächst, um schließlich doch einzulenken. Wenn Saathoff den Beginn und den Schluss seiner Rede auf Hochdeutsch formulieren würde, dürfe er im Mittelteil „einige zusammenhängende Sätze“ auf Platt sprechen.

Befürchtungen hatte auch der stenographische Dienst des Bundestages. Doch dann gab es eine Idee. Der Dienst kontaktierte das Niederdeutsche Institut Bremen. Die taten einen Ostfriesen auf, der am Fernseher saß und mitstenographierte, was Saathoff sagte. Die Mitschrift wurde in Windeseile in den Gesamttext eingearbeitet – und das Problem, wie man Plattdeutsch schreibt, auf diese Weise gelöst.

Mächtig in Form: Frank Baumann bei seiner Laudatio

Als der Politiker dann per Bahn nach Hause unterwegs war, sammelten sich fast 850 Mails auf seinem Handy, und die weiteren Reaktionen waren derart, dass er rund zwei Wochen gebraucht habe, um die vielen Anrufe und Anfragen abzuarbeiten. Und auch heute, vier Jahre nach der Rede, werde er noch immer darauf angesprochen. Inzwischen habe sich ein Parlamentskreis Plattdeutsch gegründet, in dem Abgeordnete vertreten seien, die aus niederdeutschen Regionen kommen.

Als Laudator entwickelte schließlich Frank Baumann ungeahnte Fähigkeiten. Der Krummhörner Bürgermeister kann nämlich nicht nur singen und Anekdoten gefällig präsentieren, sondern er zeigte auch Entschlossenheit – indem er sich gegen das „Gendern“ wandte. Dann aber berichtet er – ohne den Namen Saathoffs auch nur ein einziges Mal zu erwähnen – von einer Reise mit „meinem besten Freund“ nach Iowa, wo man mit einer Gruppe Ostfriesen die Nachkommen früher er Auswanderer besuchen wollte, die heute noch Plattdeutsch sprechen. Baumann gelang es dabei, den ganzen Saal in hohem Maße zu amüsieren – ehe er schließlich mit dem Namen des Preisträgers herausrückte.

Blick in den Saal: die Verleihungsfeier war sehr gut besucht

Saathoff, der sich berührt und geehrt zeigte, bekam den „Keerlke“ aus den Händen von Hans Freese, Vorsitzender des Vereins „Oostfreeske Taal“ überreicht. Der Verein, der sich für Erhaltung und Förderung der plattdeutschen Sprache in Ostfriesland einsetzt, vergibt diesen Preis seit 1993. Der „Keerlke“ ist eine Ton-Plastik, die Christian Eisbein aus Esens nach der gleichnamigen Romanfigur von Wilhelmine Siefkes geschaffen hat. Den musikalischen Rahmen – natürlich auf Plattdeutsch – schuf „Tütschas Digitoolkroog“, hinter dem sich der ehemalige Bürgermeister von Baltrum, Berthold Tuitjer verbirgt.