„Das Format hat sich herumgesprochen“

Emden. Am kommenden Sonntag, 11. Dezember, lädt die Johannes a Lasco Bibliothek zur letzten Sonntagsmatinée des Jahres ein. „Cantus Novus“, neues Lied, heißt das Motto des Konzertes. Es führt in eine Zeit, als die Musiker nicht mehr streng zwischen kirchlicher und weltlicher Musik unterschieden. „Die Formen verschmelzen miteinander“, sagt Organisatorin Vilma Pigagaite und verweist auf Vivaldi, der als Priester ganz selbstverständlich auch weltliche Musik komponierte.

Sopranistin Vilma Pigagaite. Bild: Ramune Pigagaite

Von ihm wird im Konzert ein portugiesischer Tanz zu hören sein, wobei „La Follia“ gleichzeitig ein Satzmodell ist, das von vielen Komponisten als Grundlage für Variationen genutzt wurde. Aber auch Händel hat – als weltlicher Komponist – Themen der Kirchenmusik aufgenommen, ebenso wie Johann Philipp Krieger, der explizit katholische Themen aufgenommen hat.

Der Titel des Konzertes stammt aus Psalm 96, wo es gleich im Eingang heißt: „Singet dem Herrn ein neues Lied.“ Es ist also Musik aus einer Zeit, die sich nicht genau eingrenzen lässt, die aber mit Sicherheit im Barock zu verorten ist. In dieser Zeit ist es, so Vilma Pigagaite, nicht mehr entscheidend, welche Konfession gerade den Ton angibt, sondern es sind die Zuhörer, die ihren Geschmack getroffen sehen wollen. Es können aber auch Auftraggeber sein, die von ihren Komponisten bestimmte Erwartungen erfüllt sehen wollen.

Damit bewegt sich das Konzert musikalisch im Fokus dessen, was die Johannes a Lasco Bibliothek in diesem Jahr auf wissenschaftlicher Ebene bewegt hat: in wie weit bilden sich die Konfessionen in der Ästhetik ihrer Zeit ab? In der bildenden Kunst, in der Architektur, in der Literatur – und nun eben auch in der Musik.

Vilma Pigagaite hat ein Programm zusammengestellt, das dieses Mal ohne Cembalo auskommt. Dafür hat sie ein besonderes Instrument einbezogen, das Arciliuto, eine ganz spezielle Laute, auf Deutsch „Erzlaute“ genannt. Wir kann sie eigentlich immer wieder neu ein kleines, aber sehr feines Ensemble für Alte Musik zusammenstellen? Das sei nicht schwierig, erklärt die Sopranistin. „Unser Format hat sich im Kreis der Musiker, die sich speziell mit Alter Musik beschäftigen, schon weit herumgesprochen.“

Gerlind Puchinger spielt das Arciliuto (im Bild rechts)

So trifft sie auf offene Ohren, wenn es um spezielle Belange geht – wie bei „Catus novus“. „Wir kennen uns natürlich untereinander – so groß ist der Kreis der Spezialisten für Alte Musik nicht“, sagt Vilma Pigagaite. Da wird mit Empfehlungen gearbeitet, da kennt einer jemnd anderen, der genau in das Format passen würde. „Aber man darf nicht verkennen, dass derzeit natürlich Hochsaison für die Alte Musik ist.“

Daher hat sie mit den Jahren eine große Datei mit Musikerinnen und Musikern, die Barockinstrumente spielen, angelegt). Diese werde ständig mit neuen Namen ergänzt und beinhaltet mittlerweile Spieler von Barockviolinen, Barockcelli, Violen da Gamba, Cembali, Traversflöten oder Theorben aus mehreren Bundesländern.

Das Konzert in der Johannes a Lasco Bibliothek wird gespielt und gesungen von Guido Eva (Barockvioline), Csenge Orgován (Barockvioline), Miriam Griess (Barockcello), Gerlind Puchinger (Arciliuto), Vilma Pigagaite (Sopran)

► Sonntag 11. Dezember um 11.30 Uhr in der Bibliothek. Eintritt: Eintritt: Erwachsene: 15 Euro, erm. 7,50 Euro, Kinder bis 12 Jahren haben freien Eintritt, Reservierung: Vormittagskasse

Das aktualisierte Programm
Johann Philipp Krieger (1649-1725)
Cantate Domino
Solokantate für Sopran, 2 Violinen und Continuo

Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704)
Passacaglia g-Moll aus: Rosenkranzsonaten
Schutzengel-Sonate für Violine Solo

Antonio Vivaldi (1678-1741)
Triosonate „La Follia“, RV 63
Sonate für 2 Violinen und Continuo

Bernardo Gianoncelli (?-1650)
Bergamesca
Arciliuto Solo

Georg Friedrich Händel (1685-1759)
Gloria, HWV deest
Solokantate für Sopran, 2 Violinen und Continuo