Wie man Kulturgut schützt
Aurich. Vor zehn Jahren wurde auf Anregung des damaligen Staatsarchivs Aurich der „Notfallverbund zum Kulturgutschutz in Katastrophenfällen für die Stadt Aurich“ – kurz „Notfallverbund Aurich“ genannt – gegründet. Daran erinnert der Beauftragter des Notfallverbundes Aurich und Leiter des Archivs, Dr. Michael Hermann. Mitglieder sind neben dem heutigen Niedersächsischen Landesarchiv – Abteilung Aurich, die Stadt Aurich und die Ostfriesische Landschaft. Von Anfang an war auch die Freiwillige Feuerwehr der Stadt Aurich mit eingebunden.
Komme es zu einem Notfall, der die Bestände an Kulturgütern in der Stadt Aurich bedrohe, sei gegenseitige Hilfeleistung im Personal- und Sachbereich vereinbart, heißt es in einer Pressemitteilung der Einrichtung. Dass es sich bei den schützenswerten Gütern um hunderttausende Exponate handelt, macht eine Auflistung deutlich, die Michael Hermann exemplarisch benennt: 200 000 Bücher und 100 000 Bilder in der Landschaftsbibliothek, 45 000 Medieneinheiten in der Auricher Stadtbibliothek, mehr als 15 000 Objekte im Historischen Museum, 1900 Regalmeter Funde beim Archäologischen Dienst und dem Forschungsinstitut der Ostfriesischen Landschaft sowie 220 Regalmeter Karten, eine Fundstellenkartei und Grabungsdokumentationen zur Archäologie in Ostfriesland. Dazu kommen im Landesarchiv sechs Regalkilometer Archivalien zur Geschichte Ostfrieslands von 1284 bis in die Gegenwart.
Seit seiner Gründung hat der Verbund Notfallcontainer angeschafft, die im Katastrophenfall vor Ort aufgestellt werden können. Hermann: „Sie enthalten Materialien, um im Falle eines Feuer-, Wasser- oder sonstigen Schadens eine professionelle Erstversorgung und Rettung der unersetzbaren Kunstwerke, Bücher, archäologischen Funde und Archivalien zu ermöglichen.“
Bereits dreimal wurden mit allen beteiligten Kultureinrichtungen Notfallübungen durchgeführt. Außerdem plant der Auricher Notfallverbund eine Informationsveranstaltung für sämtliche Kultureinrichtungen in Ostfriesland, um die Gründung solcher Einrichtungen in anderen Orten anzuregen.
„Der Auricher Notfallverbund war bundesweit der erste, der sich in einer vergleichsweise kleinen Stadt gegründet hat“, erläutert Hermann. Mit diesen Einrichtungen würden Museen, Bibliotheken und Archive auf Notfälle wie das Elbehochwasser von 2002, den Brand der Anna Amalia Bibliothek 2004, den Einsturz des Historischen Stadtarchivs in Köln 2009 und zuletzt die Flutkatastrophe an der Ahr 2021 reagieren. Bundesweit bestünden zurzeit etwa 50 Notfallverbünde.