Barockmusik ganz narrativ

Weener. In die lange Reihe der adventlichen Veranstaltungen dieser Zeit fügt sich das kleine, intime Barockkonzert des Organeums in schönster Weise ein. Gespielt wurde an der Ahrend-Hausorgel, einem schon von der Optik her höchst attraktiven Instrument aus dem Jahr 1990, das sich seit 2014 im Bestand des Organeums befindet. Die Orgel verfügt über elf Register auf zwei Manualen mit freiem Pedal. Es sei, „für die Darstellung einer Vielzahl von Orgelwerken“ geeignet, verzeichnet das Organeum. Und so ließ sich auch die „Musicalische Vorstellung einiger Biblischer Historien in sechs Sonaten“ von Johann Kuhnau wunderbar darauf interpretieren.

Am Mittwoch (14. Dezember) spielte Landeskirchenmusikdirektor Winfried Dahlke die Sonaten vier bis sechs. Der ehemalige Theologische Rat der Evangelisch-reformierten Kirche, Pastor Dr. Alfred Rauhaus, las Texte vor, die Kuhnau selber als Vorrede zu den Sonaten verfasst hatte. Thematisch geht es um Szenen aus dem Alten Testament, in diesem Fall um Jacobs Heirat, Jacobs Tod und Begräbnis sowie um „Gideon – der Heiland Israels“, der in den Krieg zieht und siegt.

Kuhnau hat dazu Sonaten, so nennt er die mehrsätzigen Musikstücke selber, komponiert, die das Geschehen narrativ nachzeichnen: Gefühle wie Ärger, Jubel, Zorn, Triumph, Trauer werden in Musik umgesetzt, in die üppige Tonsprache des Barock übertragen. Seine Programm-Musik arbeitet also mit Affekten und deren Verdichtung. Dazu benötigt Kuhnau unterschiedliche Kompositionsprinzipien. Mal eine lang sich ergießende Fuge, mal eine Art kurzer Fanfare, immer aber mit Überraschungspotential.

Dahlke zeigte sich als ausdrucksstarker Organist, der die Kunst der Phrasierung aus dem Effeff beherrscht. Vor allem aber merkt man ihm die Freude am Spiel mit den Möglichkeiten der Hausorgel deutlich an. Die vielen Szenen, die Kuhnau komponierte, band der Komponist zu einem satten, musikalisch lebhaften Panorama zusammen.

Der Komponist, Musiktheoretiker, Organist, Rechtsgelehrter, Schriftsteller Johann Kuhnau, geboren 1660, gestorben 1722, galt aufgrund seiner profunden Bildung als Universalgelehrter. Das war allerdings zu seiner Zeit keine Seltenheit. Wir befinden uns schließlich im Zeitalter des Universalgelehrten Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716).


► Die ersten drei Sonaten der „Musicalischen Vorstellung“ Kuhnaus kann man am 15. Januar um 17 Uhr in der Georgskirche in Weener erleben. Dann spielt Winfried Dahlke sie im Rahmen des Neujahrskonzertes.