Mit Strauss und Lehár ins Neue Jahr

Emden. „Mama, hat der Papa gerade eine andere Frau geküsst?“ Das kleine Mädchen ist arg verwundert. Doch Mama weiß Bescheid. Ihr Mann, Lianghua Gong, ist der Solist des Silvesterkonzertes in der Johannes a Lasco Bibliothek und hat gerade ein Duett mit der Sopranistin Christin Enke-Mollnar beendet – „Lippen schweigen, ’s flüstern Geigen“. Und trotz der Enge auf der Bühne tanzen die beiden einige Walzerschritte, ehe sie sich zum vermeintlichen Kuss zusammenfinden.

„Lippen schweigen, ’s flüstern Geigen“: Lianghua Gong und Christin Enke-Molnar im Duett. Bilder: Iris Hellmich

Insgesamt sehen und hören an diesem 31. Dezember rund 760 Besucher in zwei Vorstellungen, was das Johann Strauss Orchester Budapest und die beiden Solisten an „silvestriger Musik“ mitgebracht haben. Das sind Kompositionen von Johann Strauss und Franz Lehár, dessen Todestag sich 2023 zum 75. Mal jährt. Dazu gibt es einmal Franz von Suppé und einmal – in der Zugabe – Verdi. Denn die beiden Protagonisten des Konzertes sind Opernsänger und verfügen über ein entsprechendes Stimmvolumen.

In der Szene aus „La Traviata“, dem Trinklied aus dem 1. Akt, zeigen sie die ganze Fülle ihrer stimmlichen Möglichkeiten. „Wie der Tenor ansatzlos auch die höchsten Höhen meisterte, ist beeindruckend“, wird nach dem Konzert die Betriebsleiterin von Kultur-Events Emden, Kerstin Rogge-Mönchmeyer, hervorheben. Aber auch Christin Enke-Mollnar ist – zur offenkundigen Begeisterung des Publikums – bestens disponiert – und im Duett harmonisieren die beiden Sänger in ganz ausgezeichneter Weise miteinander.

Die Moderation für das Silvesterkonzert des Johann Strauss Orchesters Budapest übernahm Dirigent Gábor Werner selber

Das Orchester war eigens für das doppelte Silvesterkonzert (um 15 und um 19 Uhr) nach Emden gekommen. Ein weiter Weg für die Musiker, die – obwohl zahlenmäßig reduziert – auf der Bühne in der Johannes a Lasco Bibliothek launig aufspielten. Unter dem lebhaften Dirigat von Gábor Werner entwickelten die Instrumentalisten einen sprühenden Silvester-Eindruck, auch wenn der Einsatz von Bläsern und Perkussion den Rahmen des Hauses nahezu sprengte.

Das Programm brachte ein Quodlibet bekannter Klänge, untermischt mit weniger populären Stücken wie dem Eva-Walzer von Lehár oder der Jockey-Polka von Josef Strauss. Natürlich gab es den Donau-Walzer und – als „Rausschmeißer“ unter reger Klatschbeteiligung des Publikums – den Radetzky-Marsch – wie sich das für ein Silvesterkonzert nun einmal gehört. Sympathisch war die Moderation, die Gábor Werner mit ungarischem Akzent auf Deutsch vortrug. Da wuchs einem das Orchester ans Herz. Und auch die Freude auf dem Gesicht der 1. Geigerin, als Kerstin Rogge-Mönchmeyer ihr nach dem Konzert einen Dank aussprach, machte deutlich, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, den Jahreswechsel auf einer Bühne und anschließend in einem Hotel – in diesem Fall übernachteten die Musiker in Bad Zwischenahn – zu verbringen.

Kerstin Rogge-Mönchmeyer äußerte doppelte Freunde. Zum einen war sie sehr zufrieden über den Ablauf der zwei Konzerte, zum anderen aber galt ihre Erleichterung der Tatsache, dass das Publikum so positiv auf das Konzert reagierte. „Zweimal ein ausverkauftes Haus. Klasse!!!“