Miniaturen auf Teebeutel gebannt

Norden. Wie kommt man bloß auf die Idee, benutzte Teebeutel für das Malen von Miniaturen zu verwenden? Ruby Silvious, die ihre Arbeiten aktuell im Ostfriesischen Teemuseum in Norden zeigt, trank mit ihrer Schwester Tee, als beiden gleichzeitig auffiel, wie interessant die braunen Muster waren, die der Tee auf dem Beutelmaterial hinterließ. Würde es sich trotz der geringen Größe eignen, um als Leinwand zu dienen? Die Beutel wurden getrocknet, geöffnet, die Teeblätter entfernt, das ganze gebügelt. Und dann ging es ans Malen.

Verschiedene Teekessel auf rund und eckigen Teebeuteln

Was aus diesem eigenwilligen Malgrund herauszuholen ist, zeigt die in New York lebende, gebürtige Indonesierin, die von Haus aus Graphikdesignerin ist, in den nächsten zwei Monaten in Norden. Und die Fans sind schon da. Zur Eröffnung der kleinen Show „The Art of Tea“ am Freitag (3. März) kamen jedenfalls so viele Besucher, dass der Sonderausstellungsraum sehr gut gefüllt war.

Aus mehr als 800 Teebeuteln gearbeitet: ein Kimono

Ruby Silvious gestand, dass sie zuvor von der Existenz eines Teemuseums nichts gewusst habe. Dass dieses Haus für ihre Kunst genau der richtige Rahmen sei, daran bestand kein Zweifel, als Museumsleiterin Mirjana Ćulibrk die Ausstellung eröffnete und darauf verwies, dass man Ruby Silvious‘ Teebeutelkunst in Hooksiel kennengelernt habe, wo die Amerikanerin Stipendiatin im Künstlerhaus war.

Mittlerweile sei Ruby Silvious auf der ganzen Welt bekannt für ihre filigranen Miniaturen auf Filterpapier.Eine Auswahl davon können die Besucher jetzt in Norden erleben, wobei die Motive unendlich zu sein scheinen: Obst und Gemüse, Kaffee- und Teekannen, ein Miniköfferchen mit kunterbunten Miniaturhemden, Spielkarten, Porträts, Teekessel, Bierflaschen, ostfriesische Kühe, Landschaften, Gebäude – kaum ein Sujet, das nicht als Kleinstformat auftaucht – auf einen Beutel gebannt oder unter Verwendung mehrerer.

Besonders faszinierend sind die „Menschen im Museum“. Dort gelingt es ihr, museale Innenansichten darzustellen und dabei den Malstil von Rembrandt oder Vermeer van Delft genau zu kopieren.

Menschen im Museum, an der Wand ein Vermeer

Dass man allerdings auch mehr als Miniatur aus den Teebeuteln gestalten kann, zeigen ihre Gewänder: zartfarbene Kleider, feine Jäckchen, und vor allem ihre Kimonos, für die Ruby Silvious 800 und mehr Teebeutel bearbeitet, bemalt und dann aufklebt, wobei die Stücke über Vorder- und Rückseite verfügen und somit „tragbar“ sind.Die Künstlerin widmet sich seit 2016 ausschließlich dieser Art der Malerei. Zuvor experimentierte sie mit den Malmitteln. Welche sind besonders geeignet? Sie kam schließlich darauf, dass sich Wasserfarben und Gouache am besten eignen, um die Beutel zu bemalen. Gouache ist ein wasserlösliches Farbmittel aus nicht zu fein vermahlenen Pigmenten und Kreide, gebunden mit Gummi Arabicum als Bindemittel.

► „The Art of Tea“ ist im Ostfriesischen Teemuseum Norden bis zum 23. April zu sehen, Öffnungszeiten: im März – Di bis So 10 bis 17, ab April – Mo bis So 10 bis 17 Uhr, Eintritt: acht Euro, Kinder: drei Euro

Auch das kann man aus Teebeuteln gestalten: Kleider in zarten Tönen zwischen Beige und Braun