Wenn Arbeit für den Heimatbund süchtig macht

Vortrag vor Mitgliedern des Arbeitskreises „Baukultur – Kulturlandschaft“ der Ostfriesischen Landschaft

Aurich. Ein Tagungsteilnehmer habe ihn einmal zur Seite genommen und prophezeit: „Wenn Sie damit anfangen, werden Sie das nie wieder los.“ Florian Friedrich war derjenige, an den sich die Mahnung richtete. Und der erlebte in einem Projekt des Niedersächsischen Heimatbundes (NHB) genau das: die Arbeit wurde zur Sucht.

Kuriosität im Landkreis Celle, für deren Entdeckung man ein Auge haben muss: ein Grenzstein des 19. Jahrhunderts und dahinter ein Trockengraben – ein Grenzzeichen aus dem 18. Jahrhundert

Welche Arbeit aber ist geeignet, süchtig zu machen? Für Friedrich und viele andere ist es das Entdecken von Kulturlandschaften und ihrer Elemente. In einem Vortrag vor Mitgliedern des im letzten Jahr unter dem Dach der Ostfriesischen Landschaft gegründeten Arbeitskreises „Baukultur – Kulturlandschaft“ sprach Florian Friedrich, Projektleiter beim Heimatbund, am Dienstag (21. Februar) über die Merkmale, die es braucht, um eine historische Kulturlandschaft als solche auch identifizieren zu können. Sein Vortrag trug den Titel „Spurensuche in Niedersachsen. Erfassung histirischer Kulturlandschaften und ihrer Elemente seit 1999“.

134 Typen von Kulturlandschaften seien für Niedersachsen mit Beginn des Projektes 1999 herausgestellt worden, erläuterte Friedrich, der selber seit 2000 beim NHB arbeitet. Allerdings würde Ostfriesland da einen „weißen Fleck“ im Verzeichnis des Heimatbundes darstellen.

Zur Festlegung von Kulturlandschaften gäbe es drei Kriterien, erläuterte Friedrich: sie müsse von Menschen erzeugt worden sein, sie müsse oberirdisch sichtbar und historisch sein. In Ostfriesland seien das z.B. die Wallhecken, die Deiche, aber auch Kolke, Kirchen, Mühlen oder der Torfabbau und Grüppen (Entwässerungsgräben etwa im Bereich der Salzwiesen), die Lindenallee beim Ihlower Kloster. Es gäbe aber auch Friedenseichen, Tongruben, Grenzsteine, Flachsrotten (flache Gruben, in denen Flachs zur Weiterverarbeitung verrottet), Gemarkungsgrenzen, die als Elemente zur Identifizierung von historischen Kulturlandschaften dienen. Das Ziel dabei: Wissen sammeln, um das Auge für solche und andere Merkmale zu schärfen.

Kaum mehr erkennbar: eine rechteckige Flachsrotte, die inzwischen zugewachsen und mit fallenden Baumteilen bestückt ist

Friedrich verwies darauf, dass man bis heute handschriftlich auszufüllende Meldezettel nutze, um Informationen entgegen zu nehmen, dass es nun aber auch Sinn mache, den digitalen Weg zu beschreiten. Der öffnet sich nämlich über das KulturLandschaftsElementeKataster „KLEKs“. In einem kleinen praktischen Teil seines Vortrags zeigte Friedrich den Umgang mit diesem Portal, in dem die Informationen über landschaftsbildende Elemente gemeldet und auch mit Bildern verknüpft werden können.

Die oben angesprochene Sucht habe im übrigen dazu geführt, dass er durch Beobachtung im Ihlower Forst eine für den Nordwesten völlig untypische Entdeckung machen konnte. Eine auffallende, runde Fläche stellte sich durch den Fund verkohlten Holzes als Meiler heraus.

Viele Nachfragen und Reaktionen machten deutlich, dass das Interesse unter den anwesenden Mitgliedern des neuen Arbeitskreises, die zahlreich erschienen waren, sehr lebhaft ist. Friedrich bot dann auch eine weitere Zusammenarbeit an. Er regte auch an, selber auf Beobachtungstour zu gehen und auffällige Bodenbeschaffenheiten, historische Relikte der (land)wirtschaftlichen Tätigkeit oder sonstige Besonderheiten zu melden, um den „weißen Fleck“ Ostfriesland zu füllen.

► KLEKs ist erreichbar unter https://www.kleks.app/. Eine Anmeldung ist leicht möglich, dann kann man selber tätig werden. Achtung: Eingelesene Fotos werden erst allgemein sichtbar, wenn der Administrator die Freigabe erteilt hat. Das geschehe zeitnah, betonte Friedrich.