Goeters-Preis geht an Schweizer Theologin

Emden. Die Schweizer Theologin Judith Engeler (Jahrgang 1990) ist am Freitagabend (17. März) für ihre Promotion mit dem J. F. Gerhard Goeters-Preis ausgezeichnet worden. Der Preis wird alle zwei Jahre von der Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus e.V. vergeben und ist mit 2000 Euro dotiert. Traditionell erfolgt die Verleihung im Rahmen einer Tagung der Gesellschaft in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden, die in diesem Jahr nach der „Freiheit im reformierten Protestantismus“ fragte.

Wurde mit dem Goeters-Preis ausgezeichnet: Pastorin Dr. Judith Engeler mit Privatdozent Dr. Hans-Georg Ulrichs vom Vorstand der Gesellschaft für die Geschichte des reformierten Protestantismus e.V., vorne der wissenschaftliche Vorstand der Johannes a Lasco Bibliothek , Professor Dr. Kestutis Daugirdas

Engeler hatte sich in ihrer Doktorarbeit mit der ersten gemeinsamen Bekenntnisschrift der reformierten Schweizer Kirchen, der Confessio Helvetica Prior von 1536, beschäftigt. Ihre Arbeit aus dem Bereich der Reformationsgeschichte, die mit „summa cum laude“ bewertet wurde, stellte Laudatorin Professor Dr. Nicola Stricker als „grundlegend“ vor. Engeler habe die Anfänge der Schweizer Reformation betrachtet und sie darüber hinaus in den politischen und theologischen Kontext vor dem Hintergrund des 2. Kappelerkrieges von 1531 eingeordnet. Es geht dabei um Auseinandersetzungen zwischen den jungen Reformationsbestrebungen, die durch den Reformator Huldrych Zwingli initiiert wurden, und den fünf inneren, katholischen Berg-Kantonen.

Judith Engeler selber zog in ihrem Kurzvortrag über ihre Dissertation den Schluss, dass damals die Einigung zwischen den verschiedenen Parteien nicht möglich gewesen sei – anders als 412 Jahre später in der Leuenberger Konkordie von 1973, deren Ziel es war, die Spaltung zwischen reformierten, lutherischen und unierten Kirchen in Europa zu beenden. Die Konkordie nutzt dabei das Wort von der „versöhnten Verschiedenheit“, das die Verwerfungen des 16. Jahrhunderts auf eine theologische Grundlage stellt, die aber die verschiedenen Bekenntnistraditionen nicht berührt.

Huldrych Zwingli (1484 bis 1531)

Die junge Theologin, die zur Zeit Pfarrerin in der reformierten Kirchgemeinde Zürich ist, wuchs im Kanton Thurgau auf. Sie studierte Theologie an der Universität Zürich und promovierte dort bei Professor Dr. Peter Opitz.

Opitz wiederum eröffnete die Tagung – ebenfalls mit einem Thema aus der Reformationsgeschichte, nämlich Huldrych Zwinglis 67 Thesen von 1523, mit denen der Reformation in der Schweiz – zunächst in Zürich – der Weg geöffnet wurde. Befreiung sah Opitz in drei wesentlichen Aspekten: Befreiung Gottes aus den Fängen der römischen Kirche, Befreiung des menschlichen Gewissens und Befreiung der christlichen Gemeinde.

Befreiung sei für Zwingli generell ein zentraler Punkt gewesen, sagte Opitz. So gehörte für ihn zur „Freiheit eines Christenmenschen“ auch die Möglichkeit, sich aus religiösen Zwängen zu lösen. Dazu zählte Zwingli unter vielen anderen das Fastenbrechen oder die Aufgabe des Zölibats. Entscheidend sei für ihn dabei immer die Bibel als Grundlage gewesen.

Der Tagung voraus ging die Mitgliederversammlung der Gesellschaft für die Erforschung des reformierten Protestantismus e.V.. Dabei wurde der Berner Professor für Kirchengeschichte, Dr. Martin Sallmann (Jahrgang 1963), als neuer Vorsitzender gewählt. Er löst Privatdozent Dr. Hans-Georg Ulrichs ab, der vor einem halben Jahr Pastor in Bad Säckingen wurde. Neu im Vorstand ist auch der Ethiker Professor Dr. Marco Hofheinz (Jahrgang 1973), der an der Universität Hannover lehrt. Er löst Professor Dr. Judith Becker ab, die an der Humboldt-Universität Berlin lehrt.

Musikalisch wurde die Preisverleihung durch das Ensemble „Junges Blech Ostfriesland“ unter Leitung von Helga Hoogland begleitet. Die Bläser spielten unter anderem eine Vertonung der Jahreslosung 2023 „Du siehst mich“.