Norden will Museum für Migration realisieren

Norden. Die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld soll baulich und inhaltlich zum Migrationsmuseum erweitert werden. Dieses Projekt bewegt seit vier Jahren einen speziellen Arbeitskreis. Jetzt gab es finanzielle Unterstützung von der Bürgerstiftung Norden. Die hat 10 000 Euro überreicht. Mit Blick auf die Gesamtsumme möge die Zuwendung nicht herausstechen, doch es sei die größte Einzelförderung in der 20-jährigen Geschichte der Bürgerstiftung. „Damit möchten wir ein deutliches Zeichen setzen und zeigen, dass das Projekt eine herausragende kulturelle Bedeutung hat. Es wird direkt aus der Bürgerschaft unterstützt“, erklärte Dr. Matthias Stenger, Vorsitzender der Bürgerstiftung Norden.

10 000 Euro für die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld: Tuan Kiet Hoang, Mai Han Zimmering, Dr. Helmut Kirschstein, Thanh Chau, Anna Jakobs, Dr. Matthias Stenger und Lennart Bohne. Bild: Dokumentationszentrum

Die Gesamtfinanzierung für das Projektes liegt bei drei Millionen Euro. Dafür soll ein Bau errichtet werden, der an das Hauptgebäude angeschlossen wird, um damit einen Rundgang gestalten zu können, erklärte der Leiter der Einrichtung, Lennart Bohne, auf Anfrage von KiE. Die Entscheidung des Bundes, 50 Prozent der Summe bereitzustellen, habe Rückenwind gegeben. Denn der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bescheinigte dem Projekt eine große gesellschaftspolitische Bedeutung und Strahlkraft über die Grenzen der Region hinaus.

Noch fehlt rund eine Million Euro. Doch sei man „hoffnungsvoll“, diese Lücke schließen zu können, sagt Bohne. In den Kommunen, den Landkreises, beim Land laufen Gespräche. Auch der neue Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs, und der Landesbeauftragte für Migration und Teilhabe, Deniz Kurku, sind involviert und wollen die Dokumentationsstätte in Norden besuchen.

Wie soll das neue Haus strukturiert werden? Da hat Lennart Bohne konkrete Vorstellungen. Er möchte chronologisch arbeiten – mit der Ankunft der deutschen Ostflüchtlinge ab 1949 bis hin zu den Ukraine-Geflüchteten. Dabei plant er, anhand bezeichnender Objekte ganz persönliche Geschichten zu erzählen.

Ein ganz wesentlicher Punkt wird innerhalb des Konzeptes die Ankunft der sogenannten Boat-People aus Vietnam in den 70er Jahren sein. „Dieses Kapitel der deutschen Einwanderungsgeschichte prägt Land wie Region gleichermaßen, man kann sehr viel aus ihr lernen“, betont Lennart Bohne. Bei der Aufnahme der Menschen war das Land Niedersachsen vorangegangen. Mehr als die Hälfte von ihnen kamen dabei über das Sozialwerk Nazareth in Norddeich an.

Ihre Aufnahme sei eine Zäsur in der deutschen Asylpolitik gewesen, und ihre Integration gilt heute beispielhaft als Erfolgsgeschichte. Was war damals so herausragend? „Die Vietnamesen wollten sich durch Fleiß und Bildung nach vorne bringen“, sagt Bohne. Zudem sei da die hohe Bereitschaft zur Eingliederung in den neuen Lebensraum gewesen.

Dieses Streben nach Integration macht sich auch im Arbeitskreis bemerkbar. Die Hälfte der 15 Mitglieder sind Vietnamesen.