Von der Insel der „Volksgemeinschaft“

Aurich. Am Montag, dem 25. September, findet um 19.30 Uhr im Forum der Ostfriesischen Landschaft am Georgswall ein Vortrag zum Thema „Insel der ,Volksgemeinschaft‘. Tourismus und Nationalsozialismus auf Langeoog“ statt. Er wird gemeinsam von der Landschaftsbibliothek und dem Niedersächsischen Landesarchiv – Abteilung Aurich im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Landeskundliche Vorträge zur Geschichte Ostfrieslands“ organisiert. Das teilt die Pressestelle der Ostfriesischen Landschaft mit.

Historische Postkarte von Langeoog. Quelle: Bildarchiv der Ostfriesischen Landschaft, Sammlung Folkerts

Als Referenten konnten die Veranstalter Professor Dr. Jörg Echternkamp gewinnen. Er ist für das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften in Potsdam sowie die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg tätig. Echternkamp nimmt die ostfriesische Insel unter die Lupe und erläutert, wie tief Nationalsozialismus und Antisemitismus in die deutsche Gesellschaft eingedrungen waren. Mit Blick auf die Gegenwart verdeutlicht er, dass Teile der touristischen Tradition und des heutigen Markenkerns unter anderen Vorzeichen ihren Ursprung auf der Insel der „Volksgemeinschaft“ haben.

Referent Professor Dr. Jörg Echternkamp. Bild: Roman Jocher

Laut Echternkamp lautete ein zentrales Versprechen der Nationalsozialisten, als Deutscher Teil der „Volksgemeinschaft“ zu sein. Auf der Ferieninsel Langeoog sollte diese Volksgemeinschaft erfahrbar werden. Tausende Jungen und Mädchen der Hitlerjugend nahmen an Zeltlagern im Pirolatal teil, während Gäste des „Kraft durch Freude“-Programms für ausgebuchte Pensionen und Erholungsheime sorgten. Die Dorfbewohner selbst erlebten das neue Regime als Mitglied der NS-Volkswohlfahrt, bei Veranstaltungen der NSDAP-Ortsgruppe oder auf feierlichen Umzügen, wo sie mit Gästen zusammentrafen. Auch symbolpolitisch bekräftigte die Gemeinde ihre Zugehörigkeit zu dem neuen Regime, indem sie Straßen umbenannte und Denkmäler errichtete.

Die Kehrseite der „Volksgemeinschaft“ war die Ausgrenzung und Verfolgung jener, die nach der rassistischen und antisemitischen NS-Ideologie nicht dazugehörten. Zwangssterilisationen richteten sich gegen Insulaner. Antisemitische Hetze zielte darauf, Konkurrenten loszuwerden und jüdische Gäste gar nicht erst aufzunehmen. Während des Krieges zeigte sich die rassistische Politik im tödlichen Umgang mit sowjetischen Zwangsarbeitern, die den Ausbau der Insel zu einer Garnison vorantreiben sollten.

► Eintritt: fünf Euro