Spitzenleistungen in den „Langen Nächten“

Aurich. Die „Lange Nacht der Gipfelstürmer“, ein Spezialformat der Gezeitenkonzerte“, war tatsächlich lang. Jeweils rund sechs Stunden dauerte der Musikmarathon, in dem neun junge Musiker, eine Sängerin und eine Schauspielerin die Gäste in den beiden ausverkauften Veranstaltungen am Freitag und am Sonnabend mit Spitzenleistungen unterhielten, begeisterten und zu Ovationen hinrissen.

Da war alles vorbei. Gruppenbild weit nach Mitternacht. Bilder: Karlheinz Krämer

Da war der erst 17-jährige Querflötist Fabian Egger, Stipendiat der Mozart Gesellschaft Dortmund, der eine Form von latenter Virtuosität vorführte, die schier unfassbar schien. Da war die Sopranistin Birita Poulsen, die mit wundersam schöner Stimme zunächst Operette und Musical bediente, und dann beim Liedgesang ungemeine Modulationsfähigkeit bewies. Da war ihr Partner, George Needham, der sich als sensibler, einfühlsamer Begleiter am Klavier zeigte.


Da war das Duo „Elún“, mit dem Valentina Solis (Kontrabass, Charango) und Christian Zack (Gitarre) südamerikanische Musik mit Temperament präsentierten. Maximilian Wolfgang Schwarz zeigte, dass Percussion nicht nur in einer Kombination aus Trommeln bedeutet, sondern auch in Kombination mit elektroakustischen Klängen bestens funktioniert.


Fingerfertigkeit bewiesen die beiden ukrainischen Künstler Mariia Matsiievska (Klavier) und Andrii Paliarush (Klarinette) – etwa bei ihrem Vortrag der „Première Rhapsodie für Klarinette und Klavier“ von Claude Debussy. Später erweiterten sie sich mit Fabian Egger zum Trio und jagten gemeinsam bravourös durch die „Tarantelle“ von Camille Saint-Saëns.


Annabel Hauk (Violoncello) und Robin Corrêa (Klavier) zeigten mit zwei Sätzen aus der Sonate Nr. 4 von Ludwig van Beethoven ihre Qualitäten in der Kammermusik. Exquisit fiel auch das Prélude aus der 6. Suite von Johann Sebastian Bach aus, mit dem die Cellisten den Auftakt des Abends im Landschaftsforum gestaltete.


Schauspielerin Anadine Jaeschke, die derzeit in Wittmund plattdeutsches Theater spielt, hatte Textauszüge zu einer Collage unter dem Festival-Motto „Miteinander“ zusammengefügt und damit auch das bei den Gästen beliebte Format bestückt.

Viele Stunden an der Arbeit beim Ausschank: das Team von Thiele Tee

Somit wurde den Besuchern in zwei Akten ein volles und sehr buntes Programm geboten, das zwischen Barock und Gegenwart hin und her sprang, das Musik bekannter Komponisten mit eigenen Werken der Instrumentalisten kombinierte, das anregte und Bewunderung hervorrief.


Pausen gab es zwei. Und da spielten andere Gewerke als die Musiker ihre Qualitäten aus. Der Konzertsponsor des Sonnabends, das Emder Unternehmen Thiele Tee, lud zur abendlichen Tee Time mit Scones ein. Es ist kein Geheimnis, dass der Stand, der stets von Mitarbeitern der Firma beschickt wird, ständig umlagert war. Auf der anderen Seite im Innenhof des Landschaftsgebäudes bot der neue Caterer der Gezeiten, der Tammenshof, Herzhaftes an. Mitten unter den Gästen tummelten sich übrigens auch die Musiker, die geduldig jede Menge Fragen beantworteten.

Das Kollegiumszimmer der Ostfriesischen Landschaft wurde zum Probenraum

Dann kam der dritte Teil des Abends. Und der wurde – wie in jedem Jahr – mit Spannung erwartet. Denn nun können die Künstler nach eigenem Geschmack spielen. Vierzehn unterhaltsame Beiträge zwischen Montis „Czardas“ und einer Etüde des ukrainischen Komponisten Wiktor Kossenko standen auf dem Programm, das wie schon die beiden „Nächte“ von dem organisatorischen Leiter der Gezeitenkonzerte, Raoul-Philip Schmidt, und dem Hamburger Musikwissenschaftler Ulf Brenken kurzweilig moderiert wurde.

Der künstlerische Leiter Matthias Kirschnereit ist immer noch schwer an Corona erkrankt. Als kleinen Gruß spielten Annabel Hauk und Robin Corrêa auf Cello und Klavier Mendelssohn-Bartholdys „Lied ohne Worte“ op. 109. Auch der Abschluss des Zugabenteils wurde mit Blick auf den künstlerischen Leiter der

Vor dem Auftritt: Fabian Egger und Mariia Matsiievska

Gezeitenkonzerte konzipiert. Es erklang ganz zum Schluss ein Werk, das Kirschnereit bei seinen Konzerten selber gerne als Zugabe spielt: der „Abschiedswalzer“ von Johannes Brahms, gespielt zu vier Händen von den Pianisten George Needham und Robin Corrêa.

Zuvor aber hielt Birita Poulsen noch eine kleine rührende Überraschung bereit: Sie sang – ohne eine Begleitung – ein Schlaflied ihrer Heimat: der Färöer Inseln. Zart und zauberhaft,