Ist „Bernies“ Mütze wieder aufgetaucht?
Emden. Die Archäologen der Ostfriesischen Landschaft beschäftigen sich derzeit mit den Resten einer Fellmütze, die im Magazin des Ostfriesischen Landesmuseum wiedergefunden wurde. Diese Mütze soll zum Fundkomplex der Moorleiche von Bernuthsfeld, genannt „Bernie“, gehören, wie Dr. Jan Kegler auf Nachfrage von KiE erklärte.
Proben des Textils, von dem sich drei Streifen hauchdünnen Ziegenleders erhalten haben, die mit Lammfell eingefasst sind, werden derzeit von Experten in Polen begutachtet. Kegler geht davon aus, dass eine Datierung bis zum Jahresende zu erwarten ist. Dann soll klar sein, ob es sich bei den Resten der Mütze um originales Material aus dem Mittelalter handelt.
Das Objekt wird anschließend Bestandteil eines umfassenden Projektes, das sich mit den zahlreichen Textilien beschäftigt, die bei der Moorleiche gefunden wurden. Dabei geht es vordringlich um die unterschiedlichen Handwerkstechniken, die das Mittelalter kannte und anwendete.
Die Moorleiche von Bernuthsfeld wurde 1907 beim Torfstechen gefunden. Rund 300 Meter von der Fundstelle entfernt kamen – in etwa einem Meter Tiefe – die Reste einer Fellmütze ans Licht, an dem noch ein Kinnriemen hing. Der gesamte Fund wurde in die Obhut der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer (heute: 1820dieKUNST) gegeben.
Die Moorleiche selbst sei mittlerweile die am besten untersuchte überhaupt, sagte Kegler. Das gelte jedoch nicht für die zahlreichen Textilien, die zum Fundkomplex gehören. „Da hat sich bisher niemand herangetraut.“ Das soll nun durch eine Kooperation der Ostfriesischen Landschaft mit dem Niedersächsischen Institut für Historische Küstenforschung (NihK) realisiert werden. Die KUNST habe der Untersuchung zugestimmt, erklärte Kegler.
Die Mütze galt anfangs als verschollen, denn sie war nicht in der Datenbank der Museumsobjekte zu finden. Sie sei schließlich in einer Ecke im Magazin auf einem hölzernen Perückenständer wiedergefunden worden. Immer noch nicht wieder aufgetaucht ist ein Wanderstock, der auch zur Moorleiche gehört haben soll. Es handelt sich dabei um einen in acht Stücke gebrochenen, etwa einen Meter langen Ast einer Haselnuss.
Jan Kegler ist der Überzeugung, dass da ein „gutes Referenzprojekt“ im Werden ist – dies umso mehr, als die laufenden Untersuchungen finanziell abgesichert sind.
Bei der Moorleiche von Bernuthsfeld handelt sich um eine männliche Person, ca. 1,65 Meter groß, zwischen 40 und 60 Jahren alt. 14C-Datierungen grenzen den Todeszeitpunkt auf die Jahre zwischen 680 und 775 nach Christus ein. „Bernie“ lebte in einer geschichtlich sehr ereignisreichen Zeit, sagte Kegler. Die Franken seien bestrebt gewesen, ihr Herrschaftsgebiet nach Norden und Osten auszudehnen. „Die Friesen und Sachsen verlieren ihre Eigenständigkeit und werden Teil des Frankenreiches. Ein neuer Glaube – das Christentum – wird von den Menschen an der Küste angenommen.“